Vorgeschichte der Westtangente
und der Bürgerinitiative:
1910: Im
Entwurf für einen Hauptstadt-Bebauungsplan schlägt
der Architekt Mächler eine Nord-Süd-Straße
vom Landwehrkanal bis zum Spreebogen vor.
1939: Im
Speer-Plan wird ein Achsenkreuz mit Mittelpunkt Alexanderplatz
vorgeschlagen.
1945- 47:
Kollektiv-, Bonatz-, Zehlendorfer- und Scharoun-Plan führen
zum FNP 50, der keine Nord-Süd-Straße
enthält.
1961:
Als Reaktion auf den Bau der Mauer quer durch Berlin wird innerhalb von
6 Wochen eine "provisorische" Entlastungsstraße gebaut
(Eröffnung: 23.12.61).
1968:
Fertigstellung des 4,2 km langen südlichen Teilstücks
der Autobahn "Westtangente" von der Birkbuschstraße in
Steglitz bis zum Sachsendamm in Schöneberg zur Entlastung der
Schloß- und Rheinstraße.
1972:
Der Flächennutzungsplan (FNP) 1965 für West-Berlin
wird mit "Nord-", "Süd-", "Ost-" und 'Westtangente" um die
historische Mitte Berlins (als geographische Kreisfigur interpretiert)
als Autobahn und 52 Tunnelbauwerke verabschiedet.
1972-1974:
Das "Bürgerkomitee Verkehrspolitik" macht erste Aktionen gegen
den zunehmenden Autoverkehr, gibt ein Büchlein heraus und
macht zwei Fahrraddemonstrationen auf dem Kurfürstendamm
(Teilnehmer 150 bzw. 90 Personen). Die Planung der Autobahn
"Osttangente" ruft heftigen Widerstand in Kreuzberg und
Neukölln hervor, insbes. unter den Kleingärtnern. Sie
wehren sich mit 10.000 Unterschriften. Daraufhin wird die Autobahn
"Westtangente" vom Senat als vorrangig erklärt.
Herbst 1973:
Schöneberger Jungsozialisten beschäftigen sich als
Anwohner mit einem Kinderspielplatz an der Cheruskerstraße,
der für die geplante Autobahn "Westtangente" verlegt werden
soll und beschließen, sich gegen diese Autobahnplanung zu
wehren, auch wenn dies aussichtslos erscheint. Sie veranstalten 3
öffentliche Versammlungen und gründen zusammen mit
weiteren Anwohnern die „Bürgerinitiative
Westtangente“.
Chronik der BÜRGERINITIATIVE WESTTANGENTE e.V. (BIW)
- einige Stationen in der Auseinandersetzung um die Westtangente
Jan./Febr.1974:
Die Mitglieder tragen Informationen zusammen und organisieren im Januar
eine Bürgerversammlung und veranstalten im Februar eine
zweite, um weitere Bürger zu gewinnen, die mit ihnen zusammen
gegen die unsinnige und bedrohliche Autobahnplanung kämpfen.
6.März 1974:
Auf der 3. Bürgerversammlung wird die Gründung des
Vereins der Bürgerinitiative auf der Schöneberger
"Insel" beschlossen, um als eingetragener Verein von den Politikern
ernst genommen zu werden: die Autobahn "Westtangente" soll nicht
weitergebaut werden. Dies wollen die Anwohner verhindern.
1974:
Erste Informationsveranstaltungen. Anläßlich der
Berliner Bauwochen des Bausenators mietet die BIW einen BVG-Bus und
parkt diesen zwischen die 2 BVG-Busse des Bausenats. Dies ruft
Verwirrung bei den zahlreichen Besuchern wie auch bei den
Senatsverwaltungs-angestellten hervor. Letztere versuchen die
Ankommenden in die "richtigen" Busse einzu-weisen. Als der BIW-Bus mit
etwa 20 Personen besetzt losfährt, sitzt auch ein Mitarbeiter
der Senatsbauverwaltung darin. Die BIW zeigt während der Fahrt
- alternativ zu der "Städtebaulichen Rundfahrt zu neu
entstandenen Verkehrs-anlagen" - die Strecke entlang der geplanten
Westtangente als "Alternative Stadtrundfahrt" und diskutiert angeregt
und erregt die Auswirkungen sowie die autofreundliche, aber
umweltfeindliche Verkehrsplanung. Weil die Nachfrage sehr
groß ist, werden weitere "Alternative Stadtrundfahrten" mit
anschließendem Diavortrag und bei Kaffee und selbstgebackenem
Kuchen organisiert. Beteiligung am Wettbewerb des
"Peter-Joseph-Lenné-Preises" für Gartenbau zur
zukünftigen Nutzung des Schöneberger Autobahnkreuzes,
ausgelobt vom Senator für Wissenschaft und Kultur mit 2
Beiträgen: 1.) die Idee, das Autobahnkreuz mit Tunneln und
einem Berg abzudecken und darauf einen Freizeitpark einzurichten sowie
2.) statt der Nutzbarmachung des Autobahnkreuzes und des S-Bahn-Troges
der Wannseebahn quer durch Schöneberg für den
Autoverkehr als begehbaren Grünzug auszubauen. Die BIW
veranstaltet ein Picknick auf dem zukünftigen Autobahnkreuz
mit dem Motto "Wir nutzen unsere Grünflächen", um die
unzureichende Grünflächenplanung und die
Unterversorgung mit Grün in der Innenstadt zu problematisieren
und bekannt zu machen: 5 % der Fläche Schönebergs
sind Grünflächen; damit steht dieser Bezirk nach
Kreuzberg mit 3 % Grünflächen an zweitletzter Stelle.
In der Grünflächenstatistik werden pikanterweise die
nicht nutzbaren grünen
Hauptverkehrsstraßen-Mittelstreifen und die
Grünflächen am Rand und in den "Ohren" das
Autobahn-"Kleeblattes" mitgezählt. Auf der
Industrieausstellung auf dem Messegelände machen
BlW-Mitglieder ein "go in" mit umge-hängten Transparenten, auf
denen sie hinweisen, daß hier die Bürgerinitiativen
ihre Meinungen nicht vertreten können. Sie werden nach zwei
Verblüffungsminuten von Ordnern des Saales verwiesen.
1975:
Die BIW gewinnt den 1.Preis beim Lenné-Wettbewerb und
erhält 6.000,- DM für die Idee, einen Berg
über dem Autobahnkreuz Schöneberg
aufzuschütten und einen grünen Freizeitpark darauf zu
errichten. Auch der zweite Wettbewerbsbeitrag der BIW wird lobend
erwähnt. Erstellung einer Wanderausstellung "Gestaltete
Landschaft". Veranstaltung des ersten Schöneberger
Sommerfestes der BIW im bedrohten Cherusker-Park. Anfängliche
Mitarbeit im "Arbeitskreis Westtangente" der Senatsbauver-waltung und
Ausstieg unter Protest. Bausenator Ristock (SPD) verkündet die
Reduzierung der Berliner Autobahnplanung von 100 km auf 70 km, - jedoch
soll die Westtangente vorrangig gebaut werden! Die BIW mietet in der
Cheruskerstr.10 in Schöneberg eine Wohnung als
Versammlungsraum an. Zusammen mit anderen Bürgerinitiativen
gründet die BIW den Landesverband der Berliner
Bürgerinitiativen im Umweltschutz (LBU) sowie eine BlW-Gruppe
im Wedding. BlW-Beitritt zum Bundesverband der
Bürgerinitiativen im Umweltschutz (BBU e. V.)
1976: 40
BlW´ler schreiben das 224 Seiten starke "Schwarzbuch zur
Verkehrsplanung" und vertreiben selbst 2 Auflagen mit zusammen 6.000
Exemplaren, weil die erste mit 2.000 Büchern schon nach 2
Wochen vergriffen ist. Organisierung des 2. Sommerfestes in der
Cheruskerstraße. Aktion Tempo 30 im Wohngebiet mit
Aufstellung von selbstgemalten Schildern. Gründung eines
Arbeitskreises Verkehr im LBU, Gründung der "Grünen
Radler", die Weddinggruppe der BIW eröffnet ein eigenes
Büro in der Tegeler Straße im Wedding.
Großangelegte Presse- und Klebeaktionen sowie
Einspruchssammlung gegen die Bebauungspläne der Westtangente,
teilweise mit Hausbesuchen. Als Alternative zur Autobahnplanung
beschäftigt sich die BIW mit der qualitativen, wohnungsnahen
Grünversorgung in Berlin am Beispiel Cheruskerpark. Das
führt zur konkreten alternativen Quartiersplanung mit
Bestandsaufnahme, Plänen und Modellen.
1977:
Einreichung von 4.500 Unterschriften gegen die Bebauungspläne
der Westtangente. Organisation der 1.Fahrrad-Sternfahrt zum Platz der
Republik vor dem Reichstag mit Picknick von ca. 8.000 TeilnehmerInnen.
Gründung einer Untergruppe "Fahrgast-lnitiative" und einer
Initiative gegen die Autobahn in Tegel gegen die Verlängerung
der Westtangente in den Berliner Norden durch den Tegeler Forst in
Richtung Hamburg nach einer Informationsver-anstaltung in Tegel. Die
BIW erstellt mit anderen Verkehrsinitiativen im LBU ein Thesenpapier
"Verkehrsberuhigung". Als alternative Quartiersplanung für das
Westtangentengelände arbeitet die BIW ein
"Grünflächenmodell" aus und baut es. Die BIW
veranstaltet ein "Anti-Autobahn-Drachensteigen" im Volkspark Rehberge,
um so auf die Zerstörung auch dieser Grünanlage durch
die Westtangente hinzuweisen. Einrichtung eines täglichen,
2-stündigen Bürodienstes im BlW-Büro in
Schöneberg. Erstellen einer Quellen- und Materialsammlung zu
den Themen Verkehr, Stadt- und Landschaftsplanung, und Umweltschutz.
Als öffentlichkeits-wirksame Strafzettelaktion für
Falschparker wird ein Aufkleber "Parke nicht auf unsern Wegen" mit den
Verkehrsgebotszeichen für Fußgänger,
Radfahrer und Rollstuhlfahrer gedruckt, und massenweise vertrieben. Aus
Finnland wird die Fahrrad-Abstandskelle in größeren
Mengen eingekauft und vertrieben.
1978:
Als der Senat eine Ausstellung über Trassenvarianten in den
Rehbergen durchführt, macht die Wedding-Gruppe der BIW eine
Gegenausstellung mit Alternativkonzepten und Vorschlägen, wie
die Bevölkerung wirklich an der Planung beteiligt werden
könnte. Teilnahme an den ersten Diskussionen um die
Gründung einer alternativen (grünen) Partei. Als am
Sachsendamm für die "Westtangente" Bäume
gefällt werden, verhindert die BIW durch ihren Protest vor Ort
zunächst die Fortsetzung der Fällarbeiten. Von
Senatsseite wird versprochen, sich an die Baumfällgesetze zu
halten (ab dem 15.März dürfen keine Bäume
mehr gefällt werden); aber hinter dem Rücken der BIW
werden dann doch weitere Pappeln gefällt (insgesamt 43). Als
in einer Nacht- und Nebelaktion nur 2 Wochen später 19
Bäume in der Kolonnenstraße für die
Straßenverbreiterung abgeholzt wurden, bewachen die BIW, die
neu gegründete Mieterinitiative Kolonnenstraße und
einige SPD-Bezirksverordnete der BVV Schöneberg die restlichen
und einige von diesen Bürgern aus Protest neu angepflanzte
Bäume eine Woche lang. Als Bausenator Ristock vor dem
Gebäude der Senatsbauverwaltung unter den Augen der Presse
einen Gingkobaum pflanzt, protestieren BlW-ler mit schwarzen
Holzkreuzen unter dem Motto: "Baum für Baum stirbt unsere
Stadt" gegen das Fällen von Bäumen für den
Straßenbau. Wenige Tage später organisiert die BIW
einen Trauermarsch durch Schöneberg mit einer Kundgebung am
Bauplatz und einer Telefonkette für weitere Protestaktionen.
Anschließend wird an die Brandwand des Hauses Cheruskerstr.9
ein Autobahn-Protestbild gemalt. Am nächsten Tag wird der
Protest dem Bausenator vorgetragen. Das Verwaltungsgebäude
wird deshalb von der Polizei streng bewacht, die BIW-ler
dürfen nur mit einem Pressevertreter reden. Organisation und
Durchführung des 1.
Bürgerinitiativen-Verkehrskongresses, an dem 250 Teilnehmer
aus der gesamten Bundesrepublik aus 100 Bürgerinitiativen
teilnehmen; die Arbeit der "Außenkontakte"-Gruppe der BIW
wird fortgesetzt. Die BIW organisiert die Fahrrad-Sternfahrt zum
„1. Alternativen Umweltfestival“ auf dem
Oktoberfestgelände an der Jafféstraße;
dort unterhält sie einen Infostand während der 6-
wöchigen Ausstellung. Einreichen einer Normenkontrollklage
gegen einen Bebauungsplan der Westtangente und
Veröffentlichung der Klagebegründung mit drei
Gutachten in einem 270-seitigen Buch. 3. Schöneberger
Sommerfest der BIW im "Cheruskerpark", einem von der BIW so genannten
Grünstreifen auf ehemaligem S-Bahngelände.
Anläßlich des Einrammens von Spundwänden
als Bauvorbe-reitung am Sachsendamm löst die BIW ihre
Telefonkette aus, woraufhin sich 200 Personen an der Baustelle am
Tempelhofer Weg versammeln und die Baustelle symbolisch besetzen. Nach
den Protesten und Verhandlungen mit der Polizei, die sich mit der
Senatsbauverwaltung verständigt, werden die Bauarbeiten mit
Versprechungen für diesen Tag eingestellt. Am
nächsten Morgen wird entgegen der Zusage weitergearbeitet. Die
BIW gründet eine Anti-Autobahn-lnitiative in Tiergarten.
Entwicklung der Bürgerinitiativen zu einer "Landplage" (O-Ton
eines Senators). Entwicklung das Konzeptes der "Grüntangente"
als Alternative für die Gestaltung der brachliegenden
Bahnflächen auf der Trasse der Westtangenten-Autobahn.
1979:
Durchführung eines Preisausschreibens und Ideen-Wettbewerbes
zum Thema "Grüntangente statt Westtangente". Mit einem
10-stündigen "Grüntangentenfest" im "Quartier Latin"
in der Potsdamer Straße werden die zahlreichen optischen und
akustischen Beiträge öffentlich vorgestellt: 50
Bilder, Plakate, Karikaturen, Fotomontagen, 30 Gedichte, 6 Geschichten,
1 Sketch, 20 Lieder, Postkartenentwürfe und 1 Videofilm.
Zusammenfassung und Veröffentlichung dieser Beiträge
in einer Broschüre: "Kleine Kunst gegen große
Straßen". In der Diskussion um die Gründung einer
grünen Partei, der späteren "Alternativen Liste" (AL)
als parlamentarisches "Spielbein" entschließt sich die BIW,
bei dem eingeschlagenen Weg des außerparlamentarischen
Widerstandes zu bleiben. Der Senat organisiert ein eigenes Umweltfest
als Gegenveranstaltung zu Sternfahrt und Umweltfest der
Bürgerinitiativen. Die BIW führt Filmtage mit
Beiträgen zur Verkehrs- und Stadtplanungsproblematik durch.
Das Konzept der "Grüntangente" wird als BlW-Beitrag
für den Lenné-Preis zur Erschließung
innerstädtischer wildbewachsener Grünflächen
für die Bevölkerung eingereicht. Bei der
"Apfel-Aktion" werden morgens vor der Senatsbauverwaltung
Äpfel, die auf der Trasse der geplanten Westtangente gewachsen
waren, in Flugblätter der BIW eingewickelt und den
Angestellten überreicht, um zu zeigen, was durch den
Autobahnbau alles zerstört würde.
1980:
Die Wettbewerbsergebnisse werden in einer Ausstellung "Kleine Kunst
gegen große Straßen" an vier verschiedenen Orten
gezeigt. Die Lieder gegen die Umweltzerstörung durch
Autobahnbau werden auf eine Schallplatte aufgenommen und vertrieben.
Bei der offiziellen Einweihung des Autobahn-"Wurmfortsatzes" mit der
Überbauung der Schlangenbader Straße in Wilmersdorf
protestiert die BIW mit einer Happening-Aktion "Schlachtung der
Autobahn-Sau" und zerreißt das Eröffnungsband, bevor
es der Bausenator Harry Ristock feierlich durchschneiden kann. Die BIW
und zahlreiche Sympathisanten führen ein "Sit-in" auf der
Autobahn (Sitzstreik) durch, so daß der Bausenator unter den
lauten Protestrufen "Stop dem Autobahnbau" einiger hundert
Demonstranten statt mit seinem Dienstwagen den Tunnel und die neue
Fahrbahn mit einem Spaziergang einweihen und die Strecke bis zum
Breitenbachplatz zu Fuß zurücklegen muß.
Beteiligung der BIW am "Crellefest" in der Crellestraße durch
Vorstellung der Grüntangentenplanung der BIW. Während
einer Tiefbauausschußsitzung der BVV Schöneberg auf
Fahrrädern erläutert die BIW den
Ausschußmitgliedern und der Verwaltung vor Ort, wie
Fahrflächen für Radfahrer besser und sicherer
gestaltet werden können. Beteiligung an Aktionsorganisation
und Durchführung einer Einspruchsammlung zur
Flächennutzungsplan-(FNP)-Änderung für die
Autobahn nach Hamburg und Fahrradtour durch den Tegeler Forst.
1981:
Die Außenkontaktgruppe bezieht einen eigenen Raum in der
Kirchstraße in Moabit. und entwickelt sich später
zum eigenständigen "Arbeitskreis Verkehr und Umwelt - Umkehr
e.V.“, der die Koordination und Information der
Verkehrsbürgerinitiativen bundesweit sicherstellt. Um gegen
die Alibiveranstaltung der öffentlichen Auslegung der
Bebauungspläne der Autobahn nach Hamburg zu protestieren,
veranstaltet die BIW zusammen mit der BI gegen die Autobahn in Tegel
eine "Teufelsaustreibung" vor dem Rathaus Reinickendorf. Sie sammeln
zusammen 30.000 Unterschriften und bauen eine Hütte auf dem
Bauplatz. Nach dem Rücktritt der Regierung Stobbe (SPD)
verkündet der neue Regierende Bürgermeister Vogel
(SPD) in seiner Regierungserklärung, daß die
"Westtangente" nicht gebaut wird, die S-Bahn in das Nahverkehrsnetz
integriert und der Radverkehr vorrangig berücksichtigt werden
soll. Früh-jahrsputzaktion der "Grüntangente" durch
ca. 40 Mitglieder der BIW, bei der 3 große Container der BSR
mit Sperrmüll gefüllt und Plakate am Zaun
aufgehängt wurden. Die Normenkontrollklage tritt in ihr
Entscheidungsstadium: Die Richter fordern eine Nachbesserung der
Planung, die aber ein neues Verfahren bedingt. Der
Übergangs-Senat unter Hans-Jochen Vogel (SPD) gibt die Planung
der Westtangente auf und erklärt dies in einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit der Bürgerinitiative. Damit
entfällt der Klage-gegenstand für die bis dahin noch
nicht entschiedene Normenkontrollklage - die BIW muß zwar die
Klage deshalb zurückziehen, hat sie aber praktisch gewonnen.
Die BIW beschließt trotz des Senats-Rückzuges
weiterzuarbeiten. Eröffnungsaktion der "Grüntangente"
am "Crellemarkt" mit dem Bau eines Eingangstores, Bänken,
Tischen und dem Pflanzen von Blumen und Bäumen. Sie
eröffnet in einer symbo-lischen Aktion die längst
vorhandene "Grüntangente" - dem brachliegenden und
längst haushoch sich selbst begrünten
Bahngelände - durch Öffnen des Zaunes. Fertigstellung
der Broschüren "Prinzipielle Verkehrsberuhigung" und
„Grüntangente“. Die BIW fordert in einem
4-Stufen-Plan die Schließung der Entlastungsstraße.
Gründung einer "Fußgänger-lnitiative", die
eine "Fußgänger-Umleitungs-Aktion" veranstaltet, bei
der Fußgänger auf die Fahrbahn umgeleitet werden,
weil Autos auf dem Gehweg parken mit dem Motto: "Wenn Autos auf dem
Fußweg steh´n, müssen
Fußgänger auf die Straße geh´n".
Bei einer 24-stündigen
"Fußgängerzählung" in der
Turmstraße in Moabit stellt sich heraus, daß sich
doppelt so viele Menschen zu Fuß fortbewegen wie mit dem
Auto, dafür aber nur ein Drittel der Fläche zur
Verfügung haben. Bei einer Ampelaktion: "Jetzt laufen sie
wieder" wird auf die extreme Kürze der Grünphase
für Fußgänger hingewiesen und ein
Dia-Vortrag: "Fußgänger, - gibt´s die
noch?" weist auf die massiv eingeschränkten Rechte der
Fußgänger durch motorisierte Verkehrsteilnehmer,
Radfahrer auf Radwegen, die auf Gehwegen angelegt sind, hin und
demonstriert Fehlplanungen durch die Verkehrs- und Tiefbauplaner sowie
das Fehlverhalten der Polizei. Die BIW beteiligt sich aktiv in der
Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung in der Crellestraße bei
einer Straßeneinengungsaktion, Informationsständen,
Gestaltungsvorschlägen, Flugblattaktionen,
Unterschriftensammlungen, öffentlichen Diskussionen sowie beim
alljährlichen "Crellefest". Die BIW engagiert sich
für die Erhaltung und die Unter-Denkmalschutz-Stellung der
Langen-scheidtbrücke über den Wannseebahn-Trog durch
Flugblätter, Presseveröffentlichungen und
öffentliche Diskussionen. Die BIW erhält die
Umweltmedaille des Umweltbundesamtes und reicht sie an einen
rollstuhlfahrenden Mitstreiter der Bl Sonnenallee weiter.
1982-85: Immer wieder werden (jetzt
von der regierenden CDU) neue Varianten für die "Westtangente"
in die Diskussion gebracht: die internationale Bauausstellung GmbH
(IBA) schlägt den sogenannten "IBA-Boulevard" vor,
Stadtentwicklungssenator Hassemer (CDU) will die West-tangente als
Autobahn im Grünen, einen sog. "Parkway" realisiert wissen;
eine "Mauerstraße" direkt entlang der Mauer durch den
Tiergarten wird ins Gespräch gebracht. Es laufen
öffent-liche Planungsverfahren und Diskussionen zur Gestaltung
des "Zentralen Bereiches"; die BIW beteiligt sich intensiv daran.
1982:
Konzeptentwicklung "Macht die Entlastungsstraße dicht!". Als
persiflierende Illustration der BVG-Fahrpreiserhöhung reichen
BlW'ler U-Bahn-Fahrgästen Getränke und Kekse, weil in
Zukunft der U-Bahn-Kilometer teurer als der Flugkilometer ist. Die BIW
initiiert weitere Anwoh-nerinitiativen zur Verkehrsberuhigung in
Nord-Schöneberg und koordiniert das gemeinsame Auftreten und
die Forderungen. In der Technischen Universität veranstaltet
die BIW eine "In-ternationale Baumschau", eine Satire auf die vom
Bausenat angesteuerte "Internationale Bau-ausstellung 1984" und
diskutiert anschließend im Audimax mit Ivan Illich.
1983:
Die BIW veranstaltet ein ganztägiges Diskussions-"Forum
Westtangente" mit Verkehrs- und Stadtplanern. Aus der Idee der
"Grüntangente" und dem Konzept "Macht die
Entlastungsstraße dicht!" entsteht die Konzeption einer
"Grünen Mitte" mit einer Vernetzung aller
Grünflächen für die ganze Stadt. Die
Langenscheidtbrücke wird unter Denkmalschutz gestellt. Die
Crellestraße erhält endlich das Verkehrszeichen
„Verkehrsberuhigter Bereich".
1984:
Die ersten Entwürfe eines neuen Flächennutzungsplans
(FNP) und eines Landschaftsprogrammes werden öffentlich
diskutiert. Die BIW beteiligt sich rege daran. Nach und nach findet
durch Einwirkung des Senats die Westtangente als
Bundesfernstraße wieder Eingang. Zuerst verläuft die
Trasse nur bis zum Landwehrkanal, in den späteren
Entwürfen dann bis zur Heidestraße. Der Architekten-
und Ingenieur-Verein (AIV) veranstaltet einen Schinkel-Wettbewerb in
der Sparte Ingenieurbau zum Thema Nord-Süd-Straße.
Die BIW beteiligt sich mit einem Beitrag, in dem sie keine
Straße plant, sondern auf die fehlenden notwendigen
Fuß- und Radwegeverbindungen zwischen Schöneberg,
Tempelhof und Kreuzberg und die fehlenden Grüngebiete in
diesen Bezirken hinweist. Die BIW engagiert sich mit der BI
Grünes Dreieck für die Verkehrsberuhigung der
Belziger Straße und veranstaltet mit Anwohnern Aktionen in
der Belziger Straße: Frühstück auf der
Fahrbahn, Informationsstände, Flugblattaktionen u.a.
1985:
Drei Monate nach der Wiederwahl der CDU/FDP-Regierung wird von
Verkehrssenator Wronski (CDU) wieder die "Westtangente" gefordert und
in einer neuen Variante, der Form einer "Stimmgabel" (um das
Sowjetische Ehrenmal herum) vorgestellt. Die BIW organisiert 17
Initiativen und Vereine zur Verkehrsberuhigung, Begrünung und
Durchsetzung der Fahrradroute Kreuzberg - Schöneberg. Wegen
des maroden Zustands setzt sich die BIW öffentlichkeitswirksam
für den Erhalt der Langenscheidtbrücke
ausschließlich für Fußgänger und
Radfahrer ein. Statt eines Neubaus für den Autoverkehr soll
diese Brücke die Vorrangigkeit des nichtmotorisierten Verkehrs
demonstrieren. Der Senat von Berlin bleibt bei seinem Abriß-
und Neubauvorhaben. Die BIW beteiligt sich beim
städtebaulichen Wettbewerb zum Platz der Republik vor dem
Reichstag mit einem Entwurf, in dem sie keine
Nord-Süd-Straße vorschlägt, sondern den
Platz als "Platz der Völkerfreundschaft" und seine Umgebung
grün erhält und die Nutzung für alle
Bevölkerungsgruppen vorschlägt.
1986:
Der Regierende Bürgermeister Diepgen besichtigt die
Brachflächen entlang der Berliner Mauer in der Innenstadt auf
einer "Schandfleckenbesichtigung" und bekommt von der BIW
Flugblätter gegen die Nord-Süd-Straße
überreicht Der F!ächen-nutzungs-plan-Entwurf
enthält die komplette Trasse von Schöneberg bis in
den Wedding. Die Autobahn-Ringschließung ist wieder
vorgesehen, ihr Name: Nord-Süd-Straße. Die BIW
organisiert eine Foto-Ausstellung mit Bildern von der
"Grüntangente". Die BIW regt am Fachbereich Stadtplanung der
Technischen Universität Berlin ein
regelmäßig stattfindendes, öffentliches
"Stadtforum" an, das dieser dann auch mit dem Thema:
Flächennutzungsplan veranstaltet, bei dem sich die BIW aktiv
beteiligt. Die BIW beteiligt sich aktiv bei der Arbeitsgemeinschaft
Verkehrsberuhigung des Straßenzuges Kreuzberg / Monumenten- /
Langenscheidtstraße, verteilt Flugblätter und
veranstaltet einen öffentlichen Informationsabend, eine
Fahrraddemonstration und ein Straßenfest für die
Fahrradroute Kreuzberg - Dahlem Die BIW initiiert die Klage vor dem
Oberverwaltungsgericht gegen das Abholzen von Bäumen am
Kemperplatz für die Magnetbahn. Am 25. Jahrestag der
Inbetriebnahme der "Entlastungsstraße" demonstriert die BIW
mit Liegestuhl und Sonnenschirm trotz eisiger Kälte: "25 Jahre
Entlastungsstraße sind genug" und verteilt Lose einer
Lotterie, in der jeder Berliner 7 m² der Fläche der
Entlastungsstraße als Erholungsgrün gewinnen kann -
dem Planungsmindestwert für jeden Berliner.
1986/87:
Bei den beiden Bürgerbeteiligungsverfahren (vorgezogene und
vorgeschriebene) zum FNP sammelt die BIW innerhalb von 4 Wochen 3.100
individuelle Einsprüche und 12.000 Unterschriften gegen die
"Westtangente" im Flächennutzungsplan. Insgesamt
erhält die Senatsverwaltung 300.000 Einsprüche und
Unterschriften. Die BIW beteiligt sich aktiv an der AG "Rettet die
BVG", das eine öffentliche Diskussion in der Urania, eine
Demonstration mit Happening und Kundgebung veranstaltet und Aufkleber
herstellt und verteilt. Die BIW besetzt symbolisch für eine
halbe Stunde das Lenné-Dreieck, das noch auf Ost-Berliner
Gebiet liegt. Mit Flugblättern, Diskussionen und
Presseöffentlichkeit will die BIW den Verkehr in der
Langenscheidt- und Monumentenstraße beruhigen, indem sie
versucht, die Langenscheidtbrücke wegen ihrer nur noch
geringen Tragkraft zu erhalten. Ein Ingenieursgutachten weist nach,
daß die Stahlträger an den Knotenpunkten
durchgerostet sind, nicht geschweißt werden können
und die gesamte Konstruktion erneuert werden muß. Trotzdem
wird die Brücke als Teil des
Eisenbahnbrückenensembles rund um die Schöneberger
"Insel" über die Yorckstraße, den Sachsendamm und
den Prellerweg unter Denkmalschutz gestellt und in ähnlicher
Form wieder aufgebaut. Bei der Autobahn-einweihung in Tegel
demonstriert die BIW wegen der strengen Kontrollen mit auf die Stirn
aufgeklebten "Stop dem Autobahnbau"-Aufklebern. Die BIW nimmt als
"Autoschlange" (einer Demonstrantenschlange, die
aneinandergeknüpfte Bettlaken mit aufgemalten Autos und
satirische Demonstrationsschilder trägt) an der satirischen
"Jubelparade" zur 750-Jahr-Feier Berlins auf dem
Kurfürstendamm teil.
1988:
Der Flächennutzungsplan wird mit der Trasse für die
Westtangente vom Abgeordnetenhaus Berlin verabschiedet. Beteiligung an
der 5-wöchigen Besetzung des Lenné-Dreiecks am
Potsdamer Platz als Protest gegen den Schnellstraßenbau der
"Westtangente". Räumung durch die West-Berliner Polizei am
1.Juli, da dieses Gelände ab 0 Uhr nachts zu West-Berlin
gehört. Als Protestaktion gegen die geplante Westtangente
durch die Torfstraße ruft die BIW zu einem
Frühstück auf der Torfstraßenfahrbahn auf.
Die BIW arbeitet an der Neuauflage einer ausführlichen
"Grün-tangenten"-Broschüre, die vom Umfang her einem
Buch nahekommt. Der SPD-Landesparteitag beschließt, keine
weiteren Autobahnen in Berlin zu bauen; anschließend
Wahlkampf mit diesem Thema.
6.März 1989:
Nach dem überraschenden Wahlergebnis wird in die
Koalitionsvereinbarungen zwischen SPD und AL der Verzicht auf weiteren
Schnellstraßenbau (u.a. auch der ''Westtangente")
festgeschrieben; diese Vereinbarungen werden eine Woche später
unterschrieben und sind damit Regierungsprogramm des SPD/AL-Senats. Auf
den Tag genau 15 Jahre nach ihrer Gründung fällt die
BIW den Beschluß, trotzdem weiterzuarbeiten Jetzt
muß die "Grüntangente" verwirklicht werden! Unter
der Stadtentwicklungssenatorin Schreyer (AL) übernimmt die
Bundesgartenschau ´95 (BUGA) weitgehend die Vorstellungen
eines Nord-Süd-Grünzuges und arbeitet an deren
Verwirklichung. Sofort nach Öffnung der Berliner Mauer
schlägt die BIW vor, mit Straßenbahnlinien und
"Grüntangenten" den Ost- mit dem Westteil der Stadt zu
verbinden, Luftreinhalte- und "Gehwegnasen"-Bauprogramme (=
Geh-wegver-breite-rungen an Kreuzungen für
Fußgänger) als Sofortmaßnahmen
durchzuführen. Sie nimmt Kontakt zu Ostberliner Umweltgruppen
auf und initiiert mit dem AK Verkehr und Umwelt ein "Forum
Verkehrsökologie", das sich einmal monatlich als
Zusammenschluß der Verkehrsinitiativen von Berlin und
Brandenburg trifft. Die BIW versucht mit Flugblättern und
Diskussionsveranstaltungen die Verkehrsberuhigung der Monumenten- und
Langenscheidtstraße durchzusetzen, und gründet
dafür eine neue Anwohnerinitiative, mit der sie 350
Unterschriften sammelt und mehrfach Aktionen auf der Straße
auch mit Kindern und an Häuserwänden (Transparente
und Plakate in Fenstern) durchführt. Nachdem der ADAC sich
gegen Tempo 100 auf der AVUS ausgesprochen hat, fordert die BIW die
ADAC-Mitglieder auf, aus diesem Verein auszutreten. Dieser Aktion
folgen öffentlich mindestens 5.000 Mitglieder.
1990:
Die BIW arbeitet ein Konzept für die Verlängerung des
Straßenbahnnetzes vom Ostteil in den Westteil aus.
Gleichzeitig wird ein Eisenbahn-"Ring-Konzept 720" für
Gesamt-Berlin erarbeitet, das die Fläche der
"Grüntangente" nicht in Anspruch nimmt. Desgleichen werden
Vorstellungen zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt mit einem
Radroutennetz quer durch den Bezirk Mitte grenzüberschreitend
zum Konzept "Verkehrsberuhigung Mitte" ausgearbeitet. Bei einem Besuch
beim Verkehrssenator Wagner (SPD) wird von der BIW und Mitgliedern
anderer Initiativen die Forderung vorgetragen, die
Langenscheidtbrücke für den Autoverkehr zu sperren.
Schließlich wird die Langenscheidtbrücke unter dem
Protest von 200 Anwohnern unfeierlich ohne Musik dafür unter
von der Initiative über Lautsprecher vorgespieltem Verkehrs-
und Motorsägenlärm von Bausenator Nagel (SPD) dem
Verkehr übergeben. Durch einen Sitzstreik auf der Fahrbahn
kann der Autoverkehr erst 2 Stunden später über die
Brücke rollen. Am Jahresende erfolgt durch Neuwahl des
Abgeordnetenhauses ein erneuter Regierungswechsel, diesmal eine
große Koalition (CDU/SPD).
1991:
Die BIW stellt ihre Konzepte auf dem "Stadtforum" des Senators
für Stadtentwicklung und Umweltschutz vor. Sie
veröffentlicht mit fünf weiteren Initiativen ein
Straßenbahn-Konzept für Gesamt-Berlin in einer
72-seitigen Broschüre "Tra(u)mstadt Berlin" (Auflage 5.000).
Auf Beschluß des Senats werden die Vorbereitungen zur BUGA
mangels Finanzierbarkeit eingestellt; damit bleibt die
"Grüntangente" in ihren größten Teilen
unverwirklicht. Teile der Grüngebiete im ehemaligen
Grenzgebiet werden jetzt von örtlichen Initiativen und
Bezirksämtern bearbeitet und gestaltet. Der Verkehrssenator
plant wieder Teile der "Westtangente", diesmal mit einem 2,5 km langen
Tunnel unter dem Tiergarten. Zu dem Straßentunnel kommen ein
3,5 km langer Eisenbahntunnel samt Zentralbahnhof „Lehrter
Bahnhof“ sowie U- und S-Bahn-Tunnel zu dessen Anbindung. Mit
diesen 4 Tunneln mit Kosten in Höhe von 4,5 Mrd. DM ist
Deutschlands größtes Verkehrsprojekt in der Mitte
Berlins in Planung. Die BIW macht beim Bündnis Innenstadtring
aktiv mit, einem Zusammenschluß von 47
Bürgerinitiativen und Vereinen gegen den von der
Verkehrsverwaltung geplanten Innenstadtring, zu dem das
"Westtangenten"-Teilstück unter dem Tiergarten
gehört. Die BIW beteiligt sich an der bundesweiten
Verkehrsblockadeaktion "Überall ist
Stresemannstraße", vier Wochen nach dem Verkehrstod eines
Kindes in der Hamburger Stresemannstraße.
1992:
Die BIW engagiert sich im Zuge der unterirdischen
Nord-Süd-Straße auch an dem vorgezogenen
Bürgerbeteiligungsverfahren für die Bebauung des
Potsdamer Platzes und versucht, die Tiergartentunnel für Autos
und Bahn zu verhindern, damit die Bäume im Tiergarten nicht
geschädigt werden, die Erholung im Tiergarten weiter
möglich ist und für Kreuzberg und Schöneberg
endlich bedeutende Grünflachen für die mit
Grün völlig unzureichend versorgten Bezirke der
Öffentlichkeit erhalten bzw. zugängig gemacht werden.
Des weiteren engagiert sie sich für ökologische
Bauweisen, insbesondere bei diesem ersten Neubau-Großprojekt.
Die BIW organisiert mit dem Innenstadtring-Bündnis eine
Menschenkette auf dem Innenstadtring mit großem Erfolg:
ca.10.000 Teilnehmer nehmen daran teil, die Menschenkette von 18 km
Länge kann fast geschlossen werden. Bei der
alljährlichen Sternfahrt der "Grünen Radler" kann der
Erfolg fast wiederholt werden, bei dem die BIW eines von 5
Straßenfesten organisiert. Die BIW bereitet eine Klage gegen
einen unzulänglichen Planfeststellungsbeschluß das
Stadtrings-Süd mit diversen Brückenbauten vor, deren
Bauten mit Hilfe des zweifelhaften Beschleunigungs-gesetzes
verwirklicht werden sollen. Der Sachsendamm-Umbau und die geplante
Autobahn-Lückenschließung am Sachsendamm werden als
Klage gegen die Baupläne mit aufschiebender Wirkung vom
Gericht wegen Aussichtslosigkeit nicht angenommen. Hintergrund ist das
Beschleunigungsgesetz, das hier erstmals angewendet wurde. Die BIW
beteiligt sich an Einspruchs- und Unterschriftensammlungen in der
vorgezogenen Bürgerbeteiligung zum neuen FNP-Entwurf. Die BIW
beteiligt sich aktiv an der Organisation und Durchführung des
"Straßenbahntages" mit Demonstration und
Straßenfest, um auf den 25. Jahrestag der Stillegung der
Straßenbahn in Westberlin hinzuweisen.
1993
Mit anderen Initiativen und Verbänden
veranstaltet die BIW Aktionswochen unter dem Motto: "Tunnel
töten Tiergarten". Die BIW veröffentlicht ein
Gutachten, welches das flächenhafte Absterben der
Tiergarten-Vegetation beim Bau der Eisenbahntunnel in Aussicht stellt.
Auf Initiative der BIW wird die "ANTI-TUNNEL GmbH" (= Gesellschaft mit
besonderer Hoffnung) gegründet, ein Zusammenschluß
aus über 50 Initiativen, Verbänden und Parteien, die
koordiniert die Tunnelplanungen zu Fall bringen wollen. Im
frühzeitigen, vorgeschriebenen Auslegungsverfahren zur
Flächennutzungsplanänderung sammelt die BIW wieder
zahlreiche Einsprüche und Unterschriften. Die Bürger
beteiligen sich mit 86.000 Einwendungen, davon kritisieren allein 29%
Straßenbauvorhaben. Auch die Bürgerbeteiligung zum
Koordinierter Bebauungsplan Potsdamer-/ Leipziger Platz erbringt 1.300
Einwendungen gegen den Straßentunnel. Die BIW veranstaltet
zusammen mit der Volkshochschule Tiergarten einen Kurs "Tiergarten
2000?". Die S 21 Planung als Teil der Tiergartentunnelplanung der
Senatsverwaltung wird aufgegeben.
1994
Die Bürgerinitiative Westtangente wird am 6.März 20 Jahre
alt. Anläßlich ihres offiziellen 20. Jahrestags der
Vereinsgründung organisiert die BIW im Ökodorf in der
Kurfürstenstr. 14 eine 4-wöchige Ausstellung.
Während der Ausstellung finden einige Veranstaltungen zu
unterschiedlichen Themen der Bürgerinitiative und ein
großes Fest mit ca. 300 Mitgliedern, Freunden,
Unterstützern und Sympathisanten statt.
Der Verkehrssenator Haase (CDU) legt bei einer
Preisgerichtssitzung zum neuen Südbahnhof an der
Papestraße einen neuen Teilplan der südlichen
"Westtangente" vor. Die ANTI-TUNNEL GmbH richtet eine
Koordinierungsstelle ein und eröffnet ein Büro im
Haus der Demokratie. Jetzt beginnen die intensiven Vorbereitungen auf
das Planfeststellungsverfahren. In der Anhörung zum
Grundwasserentnahme-Verfahren verwickeln 50 Personen (davon ein
redegewandtes Team der BIW) 18 offizielle Gesprächspartner der
Behörden über 8 Stunden ohne Unterbrechung und ohne
Essen in ein unschlagbares Hearing incl. gegenseitiger Nachhilfe;
Erfolg: Einrichtung eines ‘Grundwassermonitorings' im
Tiergarten mit über 150 Brunnen incl. eines Katastrophenplans.
Am FNP '94-Verfahren beteiligen sich 180.000 Einwender
mit zahlreichen Einzeleinsprüchen und Unterschriftenlisten,
Die knapp 19.000 Einspruchs-Einzelbriefe und Unterschriftenlisten
allein gegen die Westtangente werden in einer pressewirksamen Aktion
einem Vertreter der Senatsverwaltung überreicht.
Die Gutachter der
Umweltverträglichkeitsuntersuchung zur Bebauung am Potsdamer
Platz kommen zu dem Ergebnis, dass jegliche Bebauung zwischen
großem Tiergarten und Gleisdreieck den Luftaustausch
behindert und sich die beiden Wärmeinseln der Bebauung um die
Potsdamer Straße und der südliche Friedrichstadt
verbinden. Damit bekommt die BIW professionelle Unterstützung
ihrer „Grüntangenten“-Idee und
Klimaschneisen-Argumentation.
1995
Beim Planfeststellungsverfahren zu den Tiergartentunneln
müssen 44 Aktenordner und 11 Ordner mit Änderungen
bewältigt werden. Die Pläne umfassen 9,5 km
Eisenbahnanlagen incl. Lehrter Zentralbahnhof, Bhf. Potsdamer Platz bis
zum Bahnhof Papestraße, den Tunnelanlagen für die
Eisenbahn und den 2 Autotunneln für die B 96 (tiefergelegte
„Entlastungsstraße“), die neue
S-21-Bahnplanung wie auch die U 5-Planung mit der Linienbestimmung,
konkreten Bauplänen, der Entwässerungs- und
Elektrifizierungsplanung wie auch dem landschaftspflegerischen
Begleitplan.
Da die Einspruchsfrist wie bei allen Planverfahren max.
6 Wochen beträgt, organisiert die BIW ein Team von 30
Experten, die themenspezifisch die Akten sichten, lesen und kritische
Stellungnahmen dazu verfassen. Die schließlich
zusammengestellte 112-seitige Stellungnahme wird
öffentlichkeitswirksam an die Senatsverwaltung
übergeben.
Die Bürgerbeteiligung besteht darin, in einer
Güterhalle auf dem Anhalter Güterbahnhof ein
312-seitiges Buch mit dem Text der Bebauungsplanbegründung
für 20 DM erwerben, unzählige ausgehängte
großformatige Pläne studieren und Plankopien
käuflich erwerben zu können (pro DIN A 4-Seite 1
DM!). Viele Bürger und auch Fachpublikum sehen sich die
umfangreichen Unterlagen an und lassen sich Einzelheiten von die
Ausstellung betreuenden Senatsmitarbeitern erklären. Nach 18
Tagen (125 Stunden) endete die längste
Bürgeranhörung im Planfeststellungsverfahren zu den
Tiergartentunneln („Verkehrsanlagen im Zentralen
Bereich“!).
Die BIW organisierte eine Spendenkampagne zur
Finanzierung der Klage und belieferte die Medien und zahlreiche
Stadtteilzeitungen mit Artikeln zu der Tiergartentunnelplanung.
13. Okt. 1995 :
offizieller „Spatenstich“ für die
Tiergarten-Tunnel mit Bundeskanzler Kohl, Verkehrsminister Wissmann,
Bahnchef Dürr und dem Regierenden Bürgermeister von
Berlin Diepgen. Die Anti-Tunnel-GmbH organisiert eine Demonstration mit
über 2.500 Teilnehmern. 300 Menschen erklären sich zu
Baumpaten der für den Tiergartentunnel zu fällenden
Bäume. Es finden weitere Aktionen und kleine Demonstrationen
statt.
Mitte November wird die Klage der BIW (über die
BLN) und dem inzwischen auf 65 Organisationen (Initiativen und
Verbände) angewachsenen Bündnis gegen die
Tiergarten-Tunnel vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin
eingereicht. Der gleichzeitig eingereichte Antrag auf Baustop wird
wegen des Verkehrswegebeschleunigungsgesetzes abgelehnt.
Sonntäglich finden wieder Trassenwanderungen und
Infostände statt.
Die BIW beteiligt sich an der Gründung des
„Stadtforum von Unten“. Dieses Stadtforum versteht
sich als Ergänzungsveranstaltung des seit 1991 vom
Stadtentwicklungssenator gegründeten
„Stadtforums“, weil darin nur Fachleute und keine
Anwohner zu Wort kommen. Das 2. Stadtforum von Unten
beschäftigt sich mit der zentralen Lage und den
städtebaulichen Auswirkungen des neu geplanten Lehrter
Zentralbahnhofs.
1996
Die BIW erarbeitet eine Erreichbarkeitsstudie der
Berliner Fernbahnhöfe (1996) und stellt diese pressewirksam
vor. Darin ergibt sich der Bhf. Friedrichstraße als der am
besten erreichbare Berliner Bahnhof; der Lehrter Bahnhof und der Bhf.
Papestraße liegen nur in der unteren Hälfte der
Rangliste, d.h. die beiden letztgenannten Bahnhöfe
erschließen nur halb so gut die Berliner Fläche.
Besonders der Ostteil Berlins wird deutlich benachteiligt.
Hierfür wäre dringend ein Bhf. Landsberger Allee
notwendig (und möglich!).
Die Klage von 4 Tiergartentunnelgegnern (incl. dem
für die BIW klagenden Berliner Landesverband Naturschutz BLN)
wird aus formalen Gründen abgewiesen, weil es nach dem
Bundes-Naturschutzgesetz (noch) kein Klagerecht für
Naturschutzverbände gibt. Die Anwohner können nicht
auf Aufhebung der Planfeststellung klagen, sondern nur auf
Planergänzung d.h. Schutzmaßnahmen wie
beispielsweise Lärmschutzwände. Bezüglich
des übrig gebliebenen Klägers konnte sich das
Bundesverwaltungsgericht hinsichtlich der Betroffenheit durch
tunnelbedingte Abgase noch kein klares Bild formen und ließ
das Verfahren für diesen Kläger weiterlaufen.
Die BIW beteiligt sich an der Gründung des
„Runden Tischs für Nachhaltige Entwicklung
in Berlin und Brandenburg“, der landesweiten
„Lokalen Agenda“ nach dem Aufruf der auf der
Klimatagung 1992 in Rio versammelten Staaten.
Die BIW arbeitet wieder eng mit der
wiedergegründeten (auferstandenen) BI B 101 gegen das
Lankwitzer Straßenbauvorhaben zusammen.
Da die Deutsche Bahn den Fernbahnhof
Papestraße ohne Bürgerbeteiligung plant, initiiert
die BIW zusammen mit der IGEB und dem Verein Natur-Park
Südgelände einen Runden Tisch zur Gestaltung des
Bahnhofs Papestraße, an dem die Bahn, die
Magnetschwebebahngesellschaft, die BVVen von Schöneberg und
Tempelhof mit ihren zuständigen Verwaltungen und Politikern
sowie Initiativen, Anwohner und Gewerbetreibende teilnehmen.
Die BIW engagiert sich im Aktionsbündnis gegen
den Transrapid.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
stellt eine Studie zur weiteren Bebauung und Verkehrsberuhigung
(insbes. des Rückbaus der extrem breiten
Innenstadtstraßen) vor: das Planwerk Innenstadt.
1997
Der am Potsdamer Platz ansässige DEBIS-Manager
Gentzsch fordert mal wieder die Westtangente als Autobahnverbindung zum
Schöneberger und Weddinger Autobahnkreuz. ADAC, CDU, FDP und
IHK unterstützen dieser Forderung. Der Plan ist seit Mitte der
80er Jahre immer noch derselbe und wird wegen der
Koalitionsvereinbarung von 1991 nicht weiter verfolgt.
Nach einer Havarie durch einen Wassereinbruch auf der
Tunnelbaustelle am Landwehrkanal steht die Baustelle
anschließend 2 Jahre still. Der südliche
Tunnelstutzen wird geflutet, um größere
Schäden zu vermeiden (später wurde er wieder
leergepumpt). Gleichzeitig werden die Bahntunnel im Schildvortrieb von
Norden her weitergebaut. Die beiden B 96-Tunnelröhren werden
in offener Bauweise durch den denkmalgeschützten
Großen Tiergarten gebaut.
Nach dem überraschenden Tod des letzten
Klägers wird die Tunnelklage eingestellt.
Die BIW erhebt im Rahmen des Planwerks Innenstadt
Einspruch gegen die vorgesehene Bebauung auf dem Gelände der
ehem. Güterbahnhöfe am Gleisdreieck.
Die BIW nimmt am Bürgerworkshop Gleisdreieck
teil, der von drei Stadtteilvereinen (Stadtteilausschuß
Kreuzberg, Stadtteilverein Tiergarten-Süd und Stadtzentrum
e.V.) unter Beteiligung von 3 Bezirksämter
(Schöneberg, Tiergarten und Kreuzberg), deren BVVen, der AG
Gleisdreieck und zahlreichen Anwohnern zu den im Planwerk
Innenstadtentwurf vorgesehenen Bebauungen auf dem
Gleisdreieckgelände durchgeführt wird und fordert
gravierende Änderungen.
Die BIW arbeitet aktiv im neu eingerichteten
Fahrgastbeirat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) mit, um
einfache, niedrige und gerechte Tarife, den Vorrang für den
ÖPNV und die Schiene auch in Brandenburg durchzusetzen.
Die BIW bringt in Zusammenarbeit mit der „BI
Neue Wege in Tempelhof“ heftige Kritik an der Bahnhofsplanung
und eigene Vorstellungen in den „Runden Tisch Fernbahnhof
Papestraße“ ein, die allesamt von den
Bahnvertretern kommentarlos abgewiesen werden.
Auf Initiative der BIW wird eine parlamentarische
Anfrage, die die Beleuchtung der 63,5 km Stadtautobahn in Frage stellt,
beantwortet und in der Folge schließlich die AVUS-Beleuchtung
abgeschaltet sowie die Beleuchtung der restlichen Berliner Autobahnen
halbiert und die Beleuchtungen vom Roten Rathaus, dem Stadthaus,
Funkturm und Fernsehturm nachts ganz ausgeschaltet.
Die BIW nimmt die seit Jahren längst in ihr
konkretes Handeln aufgenommene Zuständigkeit für die
Verbesserung der Lebensbedingungen in ganz Berlin in ihre
Vereinssatzung auf.
1998
Das 1-millionste Mitglied tritt dem ADAC
Berlin-Brandenburg bei.
Der Runde Tisch zum Bahnhof Papestraße endet
erfolglos nach der 6. Sitzung.
Die BIW beteiligt sich an dem vom BUND
durchgeführten Volksbegehren
gegen den Transrapid (Magnetschwebebahn)
durch und sammelt dafür in Brandenburg 70.000 Unterschriften
(gesetzlich waren 80.000 gefordert), anschließend in Berlin
135.000 (gefordert waren 90.000). Die abschließend daraus
folgende Abgeordnetenhausausschuß-Sondersitzung erbringt das
selbe Ergebnis wie vor dem Volksbegehren: die Abgeordnetenhausparteien
stimmen in der Mehrzahl (die Regierungsmehrheit von CDU + SPD)
für den Transrapid (Grüne und PDS lehnen ihn ab).
Ein DEBIS-Manager fordert wieder mal die Westtangente
und baut die Großgarage für 1.500 Pkw
südlich des Landwehrkanals. Eine Klage der BLN, initiiert und
unterstützt von der IG Gleisdreieck, kann dies nicht
verhindern und wird abgewiesen.
Im Änderungsverfahren zur Planfeststellung des
Bahnhofs Papestraße werden Nur 158 betroffene Anwohner
einbezogen – exakt diejenigen, die innerhalb einer
Lärmkarte von dem Grenzwert 59 dB(A) betroffen sind (und ein
Klagerecht wahrnehmen könnten). Obwohl die BIW nicht
einbezogen ist, beteiligt sie sich dennoch mit einem
ausführlichen Einspruch und reicht ihre
Änderungsforderungen ein.
Die FNP-Änderung zum Gleisdreieck mit mehr
Bebauung wird gültig (wie das Planwerk Innenstadt
vorgeschlagen hat).
Der Natur-Park Südgelände als 1. Teil
der lange geforderten Grüntangente wird eröffnet.
Der VBB-Fahrgastbeirat tritt wegen
unüberbrückbarer Differenzen zurück und wird
aufgelöst.
Die AnwohnerInnen-Initiative Flaschenhals protestiert
gegen Baumfällungen im sog. Flaschenhalsgelände
südlich der Yorckstraße und für den Erhalt
der 50jährigen Vegetation. Sie sammelt Unterschriften und
führt Protest- und Infoveranstaltungen gegen die
Westtangentenpläne durch. Diese Bahnfläche war in den
80er Jahren für die östlich um die
Schöneberger „Insel“ umgeleitete
Westtangente besetzt. Die BIW benötigt diese Fläche
jedoch für die Verwirklichung der durchgängigen
„Grüntangente“.
Die BIW organisiert Filmabende zum 20jährigen
Gedenken an das „1. Alternative Umweltfestival“,
das die BIW damals durch ihren 6wöchigen Infostand mitbelebte
wie auch zum 10jährigen Gedenken an die Besetzung des
Lenné-Dreiecks am Potsdamer Platz (von den Besetzern in
Erinnerung an einen verstorbenen Hausbesetzer
„Kubat-Dreieck“ genannt), die BIW-Mitglieder
bereits ein halbes Jahr vorher durch eine halbstündige
symbolische Besetzung einleiteten, die dann andere mit großem
Erfolg trotz massiver Polizeipräsenz fortsetzten. Sehr zum
Leidwesen des Berliner Senats durfte die Westberliner Polizei das
Gelände vor dem 1.Juli nicht räumen, da es (5 Wochen
schon ohne umgrenzenden Zaun) noch zu Ostberlin gehörte.
1999
Die BIW engagiert sich in der AG
Straßenbahn für eine Ausweitung des
Straßenbahnnetzes auf den gesamten Westteil Berlins und die
Herausgabe eines Buches „Straßenbahn für
ganz Berlin“.
Die BIW feiert ihren 25. Geburtstag mit einem Fest auf
dem Südgelände mit ca. 80 Personen, einer Ausstellung
und Tanz mit live-Musik einer großen Damenkapelle.
Stellvertretend für die BIW wird ein
Gründungsmitglied für seine 25jährige Arbeit
für den Naturschutz von der landeseigenen Stiftung Naturschutz
mit dem Dr. Victor Wendland-Ehrenring ausgezeichnet – einer
Art grünes Landesverdienstkreuz. Das Preisgeld wird mit der
Geschäftsstelle des bundesweiten Zusammenschlusses der
Verkehrsbürgerinitiativen „Umkehr e.V.“
(einem Ableger der BIW) geteilt.
Bei der Anhörung zur Planfeststellung der A 113
(Teltowkanal-Autobahn) engagiert sich die BIW mit einem
ausführlichen Einspruch und mit Redebeiträgen bei der
Anhörung.
Die BIW ruft die Anwohnerinitiativen rund um das
Gleisdreieck, den BUND, die Grünen Radler und die BI B 101 zur
‘Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck'
zusammen und engagiert sich seitdem in
zahlreichen Planungsgesprächen mit den Planungsbüros,
Bahnvertretern der EisenbahnImmobilienManagement-Gesellschaft (EIM),
Bezirksamt- und Vertretern der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung.
Nach 25 Jahren wird das BIW-Büro in der
Cheruskerstraße wegen der Sanierung des Hauses (und der
Verdreifachung der Miete) aufgegeben.
Die BIW berät die BI Habersaathstraße
(zur Komplettierung des Innenstadtrings zwischen der Tiergarten-Tunnel
Döberitzer Straße und der Bernauer Straße)
und führt mit ihr zusammen eine öffentliche
Protest-Veranstaltung mit den 4 verkehrspolitischen Sprechern der
Abgeordnetenhausparteien und der Senatsverwaltung durch. Bald darauf
nimmt die Senatsverwaltung von diesem Vorhaben Abstand.
Im Wahlkampf organisiert das Stadtforum von Unten eine
öffentliche Podiumsdiskussion mit Vertretern aller Parteien
zur Westtangente. Der CDU-Vertreter fordert immer noch die
Westtangente.
Nach der Abgeordnetenhauswahl wird eine Regierung aus
SPD und PDS gebildet. Nach 8 Jahren Blockade der Stadtentwicklung durch
das Ressort Verkehr wird dieses in die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung integriert. Der seit Jahren ausstehende
Stadtentwicklungsplan Verkehr wird nun durch eine Verwaltungsrunde,
einen wissenschaftlichen Beirat und einen Runden Tisch bearbeitet, an
dem ein Vertreter der verkehrsökologischen Initiativen und
–Verbände (VIV) sowie ein Agendavertreter je einen
Sitz bekommen. Die BIW engagiert sich im VIV, wo
regelmäßig die Ergebnisse und Aufträge des
Vertreters beraten werden.
2000
Die AG Straßenbahn mit der BIW als Mitglied
veröffentlicht das Buch „Straßenbahn
für ganz Berlin“ von Holger Orb und Tilo
Schütz. Trotz einer Auflage von 3.000 Exemplaren und einem
nicht ganz geringen Preis von 29,90 DM findet es einen
reißenden Absatz. Fast die gesamte Auflage wird innerhalb von
drei Jahren verkauft.
Die Olympiade findet in Sidney statt. Die dafür
geplante Fertigstellung von diversen Sportbauten und dem
Tiergartentunnel mit dem Zentralbahnhof sind außer zwei
Sporthallen nicht fertig gestellt. Der Tiergarten-Tunnel und diverse
Bahnhöfe sind nur z.T. angefangen, Teile des Pilzkonzepts aus
Geldmangel gestrichen, Fertigstellungstermine werden nicht mehr
genannt, da sie nach der Tunnelhavarie am Landwehrkanal ja doch nicht
mehr glaubwürdig wären.
Der auf Initiative der BIW von Peter Haumann gedrehte Film mit Interviews der
Initiatoren des 1. Alternativen Umweltfestivals von 1978 wird fertig
gestellt und auf dem ID 22-Sommer-Festival in der UfaFabrik und als
Eröffnungsfilm auf der Ökomedia (Umweltfilmfestival)
in Freiburg i. Br. öffentlich aufgeführt.
Aus dem „Runden Tisch für nachhaltige
Entwicklung für Berlin und Brandenburg“ geht das
Agendaforum Berlin-Brandenburg hervor. Seitdem bringt die BIW in 3
Fachforen ihre Intensionen ein: Mobilität/Verkehr, Soziale
Stadtentwicklung und Partizipation.
2001
Die AG Gleisdreieck ruft 3 öffentliche
„Runde Tische zur zukünftigen Parknutzung des
Gleisdreieckgeländes“ zusammen und wehrt sich gegen
die von der Nachfolgegesellschaft VIVICO REAL ESTATE GmbH
(früher die EIM) als Grundstücksverwerter der Bahn
geforderte Bebauung. Vom Eigentümer (der Vivico) wird eine
Parkgröße von 20 ha angestrebt und 20 ha Bebauung.
Die AG möchte nur eine marginale Bebauung und setzt sich
für möglichst mehr als 35 ha Parkfläche ein.
Die BIW vergibt im Auftrag der AG Gleisdreieck einen
Gutachtenauftrag an den renommierten Professor für Baurecht an
der TU Berlin Schäfer, um die Handlungsfähigkeit der
Kommune bei der Entlassung von Bahnflächen aus dem
Bahn-Sonderrecht zu vergrößern.
2002
Auf dem Gleisdreieckgelände möchte ein
westdeutscher Investor ein weltgrößtes Riesenrad mit
150 m Durchmesser bauen. Die BIW engagiert sich in der AG Gleisdreieck
und sammelt Protestunterschriften dagegen.
Die AG Gleisdreieck organisiert eine Ausstellung zum
Gleisdreieck mit 16 Tafeln und einem Modell des Geländes im
Maßstab 1 : 1.000 und zeigt diese an 6 verschiedenen Orten
rund um das Gleisdreieckgelände. Vorrangige Besucher sind die
Anwohner.
Nach Beendigung der Restaurationsarbeiten
schließt Senator Strieder das Brandenburger Tor für
den Autoverkehr, der Pariser Platz wird zum
Fußgängerplatz.
Wegen der Tunnelbauarbeiten muß im Bereich des
zukünftigen Fernbahnhofs Lehrter Bahnhof die Spree
für einige Monate verlegt werden.
2003
Die BIW engagiert sich intensiv in
Vorgesprächen eines Investors für die Herstellung und
Pflege des Gleisdreieckparks.
Nach 16.000 Unterschriften gegen die B 101 und 2
Gutachten wird diese Planung durch ein Änderungsverfahren aus
dem FNP herausgenommen, da zukünftig im Bereich Lankwitz keine
nennenswerten Verkehrsströme errechnet wurden.
Der STEP-Verkehr wird endlich nach 10 Jahren fertig
gestellt, vom Abgeordnetenhaus akzeptiert und veröffentlicht.
Der Streit um den Namen des zukünftigen neuen
Zentralbahnhofs wird von der Bahn eigenmächtig entschieden:
Hauptbahnhof – Lehrter Bahnhof.
Der ADAC Berlin-Brandenburg hat 1,4 Mio. Mitglieder.
Trotz zahlreicher Einsprüche (u.a. ein
ausführlicher der BIW) und zahlreicher Gespräche
eröffnet IKEA seine europaweit größte
Filiale am Sachsendamm, dicht neben dem Bahnhof Papestraße,
ohne den rückwärtigen
Schienenanschluß zu nutzen und berlinweit ein neues
Verteilungslogiksystem zu installieren, was die BIW vorgeschlagen
hatte, um die riesigen Pkw-Parkplätze weitgehend
überflüssig zu machen. Zu Fuß ist das
Möbelkaufhaus nur über einen 1 km langen Umweg zu
erreiche, da sich IKEA weigerte, dafür eine Unterquerung der
Bahngleise zu finanzieren, die den Weg auf 600 m verkürzt
hätte.
Die Bahnhofshallenenden (zusammen ca. 160 m) des Lehrter
Zentralbahnhofs werden wegen Zeitverzug nicht gebaut, obwohl sie
hergestellt sind. Die Rahmen und einzeln angefertigten Glasscheiben,
die wegen ihrer Einmaligkeit sonst nirgendwo eingebaut werden
können, werden eingelagert. Der Bau des Fernbahnhofs
Papestraße wird begonnen.
Das Agendaforum beendet seinen 53-seitigen
Forderungskatalog, der in 3-jähriger Zusammenarbeit von
engagierten Bürgern, Mitgliedern der Senatsverwaltungen und
anfangs auch der Wirtschaft entstanden war, und übergibt
diesen dem Senat, der diesen dem Abgeordnetenhaus zuleitet, damit er
von dort den Segen zur Verwirklichung bekommt.
2004
Der Stadtentwicklungssenator Strieder (seit 1990 als
Kreuzberger Bürgermeister Mitglied der BIW) zeigt sich
hocherfreut über das Angebot eines Investors, den
Gleisdreieckspark zu finanzieren, zu bauen und über 10 Jahre
zu pflegen.
Dem BND wird von Senator Strieder überraschend
das Gelände des ehem. Stadions der Weltjugend an der
Chausseestraße für die Errichtung seiner neuen
Zentrale angeboten. Eine Initiative hatte sich seit 5 Jahren
dafür engagiert, auf diesem Gelände ein autofreies
Wohngebiet zu bauen.
Der Stadtentwicklungssenator Strieder tritt wegen seiner
umstrittenen Förderung des Veranstaltungsbaus
„Tempodrom“ zurück.
Die BIW erfährt von der angeblich das Riesenrad
finanzierenden niederländischen Bank, dass diese keine
Vorbereitungen für eine Finanzierung trifft und macht dies
öffentlich. Es folgen die kurzfristigen Kündigungen
des PR-Chefs und des Geschäftsführers, weil ein
Journalist der Berliner Zeitung in Erfahrung gebracht hat, dass
letzterer vor 5 Jahren in Hamburg als zuständiger Mitarbeiter
des Wirtschaftssenats wegen Unterschlagung von 270.000 DM verurteilt
wurde.
Der Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg soll auf
nochmalige Initiative der BIW (nach der von 1980 und 1986) so
umgestaltet werden, dass die Mittelinsel an den östlichen
Gehweg durch Aufpflasterung der Fahrbahn zu einem
größeren Fußgängerplatz umgebaut
wird; voraussichtlicher Baubeginn: Frühjahr 2005.
Das Agendaforum gründet den Verein Berlin 21
e.V., um sich von der Senatsverwaltung unabhängig zu machen
und eine Stiftung zur Einwerbung von Finanzmitteln zu gründen.
Durch die von der rot-grünen Bundesregierung ausgerufene und
in weiten Teilen erfolglose „Agenda 2010“ sollte
die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Arbeit des
Agendaforums nicht diskreditiert werden.
2005
Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
veranstaltet eine öffentliche Informationsveranstaltung zum
S-Bhf. Kolonnenstraße. Die Bahn weckt die Hoffnung, dass
dessen Bau nach 20 Jahren Wartezeit im Frühjahr 2006 endlich
begonnen und im Frühjahr 2007 eröffnet werden kann.
Durch die großzügige Spende eines
britischen Sponsors an das Deutsche Technik-Museum unter der Bedingung,
dass das Riesenrad dort nicht gebaut wird, kann das Gelände
für die Erweiterung des Deutschen Technikmuserums Berlin
(DTM), speziell: die Ladestraße mit den beiden
Güterhallen, angekauft werden. Der Rahmenvertrag für
die Veräußerung der Potsdamer- und
Anhalter-Güterbahnhofsflächen wird nach
5-jährigen Verhandlungen trotz zahlreicher Proteste der AG
Gleisdreieck im Vorfeld unterzeichnet. Damit ist der Weg frei
für den landschaftsplanerischen Wettbewerb zum
zukünftigen Gleisdreieckpark. Nach erweiterer
Bürgerbeteiligung (Fokusumfrage, Haushaltsbefragung,
Spaziergängen mit anschließenden Workshops sowie
einer Online-Bürgerbeteiligung schreibt die Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung zum Jahresende den
landschaftsplanerischen Wettbewerb für den Gleisdreieckpark
aus. Der Investor für den Park ist nicht mehr am Tisch
vertreten. Der Riesenradinvestor interessiert sich für den
Standort nördlich des Bahnhofs Zoo, was vom Bezirksamt und den
Kurfürstendamm-Gewerbetreibenden gutgeheißen wird.
Die Bürogebäude über den
Lehrter Zentralbahnhofs, die sog.
„Bügelbauten“, werden gebaut, auch wenn
Investoren noch nicht in Sicht sind. Zweimal werden an Wochenenden die
Stadtbahnverkehre gesperrt, um die Bauteile für die
Gebäudebrücken über die Gleise abzukippen.
Die Abkoppelung des Fernbahnhofs Zoologischer Garten, um den
Zentralbahnhof Lehrter Bahnhof leichter vermietbar zu machen. sorgt in
der Öffentlichkeit für einen riesigen Aufschrei der
Öffentlichkeit und zahlreiche Informations- und
Protestveranstaltungen.
Wegen der verspäteten Lieferung der
Tunnelsteuerungselektronik für den Autotunnel unter dem
Tiergarten im Zuge der B 96 wird die feierliche
Verkehrsübergabe und Eröffnung mehrmals,
schließlich ins nächste Jahr verschoben.
2006
Nach 10 Jahren Bauzeit wird der Autotunnel der B 96
unter dem Tiergarten mit einem „Volksfest“ und
einigen Protestaktionen eröffnet, die obere
Behelfsstraße wird anschließend
zurückgebaut.
Zur Eröffnung der
Fußballweltmeisterschaft werden die Bahnhöfe und die
Nord-Süd-Eisenbahntunnelstrecke unter dem Tiergarten
eröffnet, die bereits zu den damals für 2000
angepeilten Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin
fertiggestellt sein sollten.
Mitte des Jahres kürt das Preisgericht im
landschaftsplanerischen Wettbewerb den Siegerentwurf. Im Preisgericht
sitzen zwei BIW-Mitglieder: ein noch aktives und
Staatssekretär Stimmann. Sein Kommentar: „Dass wir
das noch erleben dürfen!“).
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