BÜRGERINITIATIVE
WESTTANGENTE
c/o Baubüro Rheinlaender, Crellestraße 43, 10827 Berlin,
Tel. 030 / 788 33 96, Fax 030 / 781 10 59,
Mitglied im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
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Vorgeschichte der Westtangente
und der Bürgerinitiative:

1910: Im Entwurf für einen Hauptstadt-Bebauungsplan schlägt der Architekt Mächler eine Nord-Süd-Straße vom Landwehrkanal bis zum Spreebogen vor.

1939: Im Speer-Plan wird ein Achsenkreuz mit Mittelpunkt Alexanderplatz vorgeschlagen.

1945- 47: Kollektiv-, Bonatz-, Zehlendorfer- und Scharoun-Plan führen zum FNP 50, der keine Nord-Süd-Straße enthält.

1961: Als Reaktion auf den Bau der Mauer quer durch Berlin wird innerhalb von 6 Wochen eine "provisorische" Entlastungsstraße gebaut (Eröffnung: 23.12.61).

1968: Fertigstellung des 4,2 km langen südlichen Teilstücks der Autobahn "Westtangente" von der Birkbuschstraße in Steglitz bis zum Sachsendamm in Schöneberg zur Entlastung der Schloß- und Rheinstraße.

1972: Der Flächennutzungsplan (FNP) 1965 für West-Berlin wird mit "Nord-", "Süd-", "Ost-" und 'Westtangente" um die historische Mitte Berlins (als geographische Kreisfigur interpretiert) als Autobahn und 52 Tunnelbauwerke verabschiedet.

1972-1974: Das "Bürgerkomitee Verkehrspolitik" macht erste Aktionen gegen den zunehmenden Autoverkehr, gibt ein Büchlein heraus und macht zwei Fahrraddemonstrationen auf dem Kurfürstendamm (Teilnehmer 150 bzw. 90 Personen). Die Planung der Autobahn "Osttangente" ruft heftigen Widerstand in Kreuzberg und Neukölln hervor, insbes. unter den Kleingärtnern. Sie wehren sich mit 10.000 Unterschriften. Daraufhin wird die Autobahn "Westtangente" vom Senat als vorrangig erklärt.

Herbst 1973: Schöneberger Jungsozialisten beschäftigen sich als Anwohner mit einem Kinderspielplatz an der Cheruskerstraße, der für die geplante Autobahn "Westtangente" verlegt werden soll und beschließen, sich gegen diese Autobahnplanung zu wehren, auch wenn dies aussichtslos erscheint. Sie veranstalten 3 öffentliche Versammlungen und gründen zusammen mit weiteren Anwohnern die „Bürgerinitiative Westtangente“.


Chronik der BÜRGERINITIATIVE WESTTANGENTE e.V. (BIW)
- einige Stationen in der Auseinandersetzung um die Westtangente

Jan./Febr.1974: Die Mitglieder tragen Informationen zusammen und organisieren im Januar eine Bürgerversammlung und veranstalten im Februar eine zweite, um weitere Bürger zu gewinnen, die mit ihnen zusammen gegen die unsinnige und bedrohliche Autobahnplanung kämpfen.

6.März 1974: Auf der 3. Bürgerversammlung wird die Gründung des Vereins der Bürgerinitiative auf der Schöneberger "Insel" beschlossen, um als eingetragener Verein von den Politikern ernst genommen zu werden: die Autobahn "Westtangente" soll nicht weitergebaut werden. Dies wollen die Anwohner verhindern.

1974: Erste Informationsveranstaltungen. Anläßlich der Berliner Bauwochen des Bausenators mietet die BIW einen BVG-Bus und parkt diesen zwischen die 2 BVG-Busse des Bausenats. Dies ruft Verwirrung bei den zahlreichen Besuchern wie auch bei den Senatsverwaltungs-angestellten hervor. Letztere versuchen die Ankommenden in die "richtigen" Busse einzu-weisen. Als der BIW-Bus mit etwa 20 Personen besetzt losfährt, sitzt auch ein Mitarbeiter der Senatsbauverwaltung darin. Die BIW zeigt während der Fahrt - alternativ zu der "Städtebaulichen Rundfahrt zu neu entstandenen Verkehrs-anlagen" - die Strecke entlang der geplanten Westtangente als "Alternative Stadtrundfahrt" und diskutiert angeregt und erregt die Auswirkungen sowie die autofreundliche, aber umweltfeindliche Verkehrsplanung. Weil die Nachfrage sehr groß ist, werden weitere "Alternative Stadtrundfahrten" mit anschließendem Diavortrag und bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen organisiert. Beteiligung am Wettbewerb des "Peter-Joseph-Lenné-Preises" für Gartenbau zur zukünftigen Nutzung des Schöneberger Autobahnkreuzes, ausgelobt vom Senator für Wissenschaft und Kultur mit 2 Beiträgen: 1.) die Idee, das Autobahnkreuz mit Tunneln und einem Berg abzudecken und darauf einen Freizeitpark einzurichten sowie 2.) statt der Nutzbarmachung des Autobahnkreuzes und des S-Bahn-Troges der Wannseebahn quer durch Schöneberg für den Autoverkehr als begehbaren Grünzug auszubauen. Die BIW veranstaltet ein Picknick auf dem zukünftigen Autobahnkreuz mit dem Motto "Wir nutzen unsere Grünflächen", um die unzureichende Grünflächenplanung und die Unterversorgung mit Grün in der Innenstadt zu problematisieren und bekannt zu machen: 5 % der Fläche Schönebergs sind Grünflächen; damit steht dieser Bezirk nach Kreuzberg mit 3 % Grünflächen an zweitletzter Stelle. In der Grünflächenstatistik werden pikanterweise die nicht nutzbaren grünen Hauptverkehrsstraßen-Mittelstreifen und die Grünflächen am Rand und in den "Ohren" das Autobahn-"Kleeblattes" mitgezählt. Auf der Industrieausstellung auf dem Messegelände machen BlW-Mitglieder ein "go in" mit umge-hängten Transparenten, auf denen sie hinweisen, daß hier die Bürgerinitiativen ihre Meinungen nicht vertreten können. Sie werden nach zwei Verblüffungsminuten von Ordnern des Saales verwiesen.

1975: Die BIW gewinnt den 1.Preis beim Lenné-Wettbewerb und erhält 6.000,- DM für die Idee, einen Berg über dem Autobahnkreuz Schöneberg aufzuschütten und einen grünen Freizeitpark darauf zu errichten. Auch der zweite Wettbewerbsbeitrag der BIW wird lobend erwähnt. Erstellung einer Wanderausstellung "Gestaltete Landschaft". Veranstaltung des ersten Schöneberger Sommerfestes der BIW im bedrohten Cherusker-Park. Anfängliche Mitarbeit im "Arbeitskreis Westtangente" der Senatsbauver-waltung und Ausstieg unter Protest. Bausenator Ristock (SPD) verkündet die Reduzierung der Berliner Autobahnplanung von 100 km auf 70 km, - jedoch soll die Westtangente vorrangig gebaut werden! Die BIW mietet in der Cheruskerstr.10 in Schöneberg eine Wohnung als Versammlungsraum an. Zusammen mit anderen Bürgerinitiativen gründet die BIW den Landesverband der Berliner Bürgerinitiativen im Umweltschutz (LBU) sowie eine BlW-Gruppe im Wedding. BlW-Beitritt zum Bundesverband der Bürgerinitiativen im Umweltschutz (BBU e. V.)

1976: 40 BlW´ler schreiben das 224 Seiten starke "Schwarzbuch zur Verkehrsplanung" und vertreiben selbst 2 Auflagen mit zusammen 6.000 Exemplaren, weil die erste mit 2.000 Büchern schon nach 2 Wochen vergriffen ist. Organisierung des 2. Sommerfestes in der Cheruskerstraße. Aktion Tempo 30 im Wohngebiet mit Aufstellung von selbstgemalten Schildern. Gründung eines Arbeitskreises Verkehr im LBU, Gründung der "Grünen Radler", die Weddinggruppe der BIW eröffnet ein eigenes Büro in der Tegeler Straße im Wedding. Großangelegte Presse- und Klebeaktionen sowie Einspruchssammlung gegen die Bebauungspläne der Westtangente, teilweise mit Hausbesuchen. Als Alternative zur Autobahnplanung beschäftigt sich die BIW mit der qualitativen, wohnungsnahen Grünversorgung in Berlin am Beispiel Cheruskerpark. Das führt zur konkreten alternativen Quartiersplanung mit Bestandsaufnahme, Plänen und Modellen.

1977: Einreichung von 4.500 Unterschriften gegen die Bebauungspläne der Westtangente. Organisation der 1.Fahrrad-Sternfahrt zum Platz der Republik vor dem Reichstag mit Picknick von ca. 8.000 TeilnehmerInnen. Gründung einer Untergruppe "Fahrgast-lnitiative" und einer Initiative gegen die Autobahn in Tegel gegen die Verlängerung der Westtangente in den Berliner Norden durch den Tegeler Forst in Richtung Hamburg nach einer Informationsver-anstaltung in Tegel. Die BIW erstellt mit anderen Verkehrsinitiativen im LBU ein Thesenpapier "Verkehrsberuhigung". Als alternative Quartiersplanung für das Westtangentengelände arbeitet die BIW ein "Grünflächenmodell" aus und baut es. Die BIW veranstaltet ein "Anti-Autobahn-Drachensteigen" im Volkspark Rehberge, um so auf die Zerstörung auch dieser Grünanlage durch die Westtangente hinzuweisen. Einrichtung eines täglichen, 2-stündigen Bürodienstes im BlW-Büro in Schöneberg. Erstellen einer Quellen- und Materialsammlung zu den Themen Verkehr, Stadt- und Landschaftsplanung, und Umweltschutz. Als öffentlichkeits-wirksame Strafzettelaktion für Falschparker wird ein Aufkleber "Parke nicht auf unsern Wegen" mit den Verkehrsgebotszeichen für Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer gedruckt, und massenweise vertrieben. Aus Finnland wird die Fahrrad-Abstandskelle in größeren Mengen eingekauft und vertrieben.

1978: Als der Senat eine Ausstellung über Trassenvarianten in den Rehbergen durchführt, macht die Wedding-Gruppe der BIW eine Gegenausstellung mit Alternativkonzepten und Vorschlägen, wie die Bevölkerung wirklich an der Planung beteiligt werden könnte. Teilnahme an den ersten Diskussionen um die Gründung einer alternativen (grünen) Partei. Als am Sachsendamm für die "Westtangente" Bäume gefällt werden, verhindert die BIW durch ihren Protest vor Ort zunächst die Fortsetzung der Fällarbeiten. Von Senatsseite wird versprochen, sich an die Baumfällgesetze zu halten (ab dem 15.März dürfen keine Bäume mehr gefällt werden); aber hinter dem Rücken der BIW werden dann doch weitere Pappeln gefällt (insgesamt 43). Als in einer Nacht- und Nebelaktion nur 2 Wochen später 19 Bäume in der Kolonnenstraße für die Straßenverbreiterung abgeholzt wurden, bewachen die BIW, die neu gegründete Mieterinitiative Kolonnenstraße und einige SPD-Bezirksverordnete der BVV Schöneberg die restlichen und einige von diesen Bürgern aus Protest neu angepflanzte Bäume eine Woche lang. Als Bausenator Ristock vor dem Gebäude der Senatsbauverwaltung unter den Augen der Presse einen Gingkobaum pflanzt, protestieren BlW-ler mit schwarzen Holzkreuzen unter dem Motto: "Baum für Baum stirbt unsere Stadt" gegen das Fällen von Bäumen für den Straßenbau. Wenige Tage später organisiert die BIW einen Trauermarsch durch Schöneberg mit einer Kundgebung am Bauplatz und einer Telefonkette für weitere Protestaktionen. Anschließend wird an die Brandwand des Hauses Cheruskerstr.9 ein Autobahn-Protestbild gemalt. Am nächsten Tag wird der Protest dem Bausenator vorgetragen. Das Verwaltungsgebäude wird deshalb von der Polizei streng bewacht, die BIW-ler dürfen nur mit einem Pressevertreter reden. Organisation und Durchführung des 1. Bürgerinitiativen-Verkehrskongresses, an dem 250 Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik aus 100 Bürgerinitiativen teilnehmen; die Arbeit der "Außenkontakte"-Gruppe der BIW wird fortgesetzt. Die BIW organisiert die Fahrrad-Sternfahrt zum „1. Alternativen Umweltfestival“ auf dem Oktoberfestgelände an der Jafféstraße; dort unterhält sie einen Infostand während der 6- wöchigen Ausstellung. Einreichen einer Normenkontrollklage gegen einen Bebauungsplan der Westtangente und Veröffentlichung der Klagebegründung mit drei Gutachten in einem 270-seitigen Buch. 3. Schöneberger Sommerfest der BIW im "Cheruskerpark", einem von der BIW so genannten Grünstreifen auf ehemaligem S-Bahngelände. Anläßlich des Einrammens von Spundwänden als Bauvorbe-reitung am Sachsendamm löst die BIW ihre Telefonkette aus, woraufhin sich 200 Personen an der Baustelle am Tempelhofer Weg versammeln und die Baustelle symbolisch besetzen. Nach den Protesten und Verhandlungen mit der Polizei, die sich mit der Senatsbauverwaltung verständigt, werden die Bauarbeiten mit Versprechungen für diesen Tag eingestellt. Am nächsten Morgen wird entgegen der Zusage weitergearbeitet. Die BIW gründet eine Anti-Autobahn-lnitiative in Tiergarten. Entwicklung der Bürgerinitiativen zu einer "Landplage" (O-Ton eines Senators). Entwicklung das Konzeptes der "Grüntangente" als Alternative für die Gestaltung der brachliegenden Bahnflächen auf der Trasse der Westtangenten-Autobahn.

1979: Durchführung eines Preisausschreibens und Ideen-Wettbewerbes zum Thema "Grüntangente statt Westtangente". Mit einem 10-stündigen "Grüntangentenfest" im "Quartier Latin" in der Potsdamer Straße werden die zahlreichen optischen und akustischen Beiträge öffentlich vorgestellt: 50 Bilder, Plakate, Karikaturen, Fotomontagen, 30 Gedichte, 6 Geschichten, 1 Sketch, 20 Lieder, Postkartenentwürfe und 1 Videofilm. Zusammenfassung und Veröffentlichung dieser Beiträge in einer Broschüre: "Kleine Kunst gegen große Straßen". In der Diskussion um die Gründung einer grünen Partei, der späteren "Alternativen Liste" (AL) als parlamentarisches "Spielbein" entschließt sich die BIW, bei dem eingeschlagenen Weg des außerparlamentarischen Widerstandes zu bleiben. Der Senat organisiert ein eigenes Umweltfest als Gegenveranstaltung zu Sternfahrt und Umweltfest der Bürgerinitiativen. Die BIW führt Filmtage mit Beiträgen zur Verkehrs- und Stadtplanungsproblematik durch. Das Konzept der "Grüntangente" wird als BlW-Beitrag für den Lenné-Preis zur Erschließung innerstädtischer wildbewachsener Grünflächen für die Bevölkerung eingereicht. Bei der "Apfel-Aktion" werden morgens vor der Senatsbauverwaltung Äpfel, die auf der Trasse der geplanten Westtangente gewachsen waren, in Flugblätter der BIW eingewickelt und den Angestellten überreicht, um zu zeigen, was durch den Autobahnbau alles zerstört würde.

1980: Die Wettbewerbsergebnisse werden in einer Ausstellung "Kleine Kunst gegen große Straßen" an vier verschiedenen Orten gezeigt. Die Lieder gegen die Umweltzerstörung durch Autobahnbau werden auf eine Schallplatte aufgenommen und vertrieben. Bei der offiziellen Einweihung des Autobahn-"Wurmfortsatzes" mit der Überbauung der Schlangenbader Straße in Wilmersdorf protestiert die BIW mit einer Happening-Aktion "Schlachtung der Autobahn-Sau" und zerreißt das Eröffnungsband, bevor es der Bausenator Harry Ristock feierlich durchschneiden kann. Die BIW und zahlreiche Sympathisanten führen ein "Sit-in" auf der Autobahn (Sitzstreik) durch, so daß der Bausenator unter den lauten Protestrufen "Stop dem Autobahnbau" einiger hundert Demonstranten statt mit seinem Dienstwagen den Tunnel und die neue Fahrbahn mit einem Spaziergang einweihen und die Strecke bis zum Breitenbachplatz zu Fuß zurücklegen muß. Beteiligung der BIW am "Crellefest" in der Crellestraße durch Vorstellung der Grüntangentenplanung der BIW. Während einer Tiefbauausschußsitzung der BVV Schöneberg auf Fahrrädern erläutert die BIW den Ausschußmitgliedern und der Verwaltung vor Ort, wie Fahrflächen für Radfahrer besser und sicherer gestaltet werden können. Beteiligung an Aktionsorganisation und Durchführung einer Einspruchsammlung zur Flächennutzungsplan-(FNP)-Änderung für die Autobahn nach Hamburg und Fahrradtour durch den Tegeler Forst.

1981: Die Außenkontaktgruppe bezieht einen eigenen Raum in der Kirchstraße in Moabit. und entwickelt sich später zum eigenständigen "Arbeitskreis Verkehr und Umwelt - Umkehr e.V.“, der die Koordination und Information der Verkehrsbürgerinitiativen bundesweit sicherstellt. Um gegen die Alibiveranstaltung der öffentlichen Auslegung der Bebauungspläne der Autobahn nach Hamburg zu protestieren, veranstaltet die BIW zusammen mit der BI gegen die Autobahn in Tegel eine "Teufelsaustreibung" vor dem Rathaus Reinickendorf. Sie sammeln zusammen 30.000 Unterschriften und bauen eine Hütte auf dem Bauplatz. Nach dem Rücktritt der Regierung Stobbe (SPD) verkündet der neue Regierende Bürgermeister Vogel (SPD) in seiner Regierungserklärung, daß die "Westtangente" nicht gebaut wird, die S-Bahn in das Nahverkehrsnetz integriert und der Radverkehr vorrangig berücksichtigt werden soll. Früh-jahrsputzaktion der "Grüntangente" durch ca. 40 Mitglieder der BIW, bei der 3 große Container der BSR mit Sperrmüll gefüllt und Plakate am Zaun aufgehängt wurden. Die Normenkontrollklage tritt in ihr Entscheidungsstadium: Die Richter fordern eine Nachbesserung der Planung, die aber ein neues Verfahren bedingt. Der Übergangs-Senat unter Hans-Jochen Vogel (SPD) gibt die Planung der Westtangente auf und erklärt dies in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Bürgerinitiative. Damit entfällt der Klage-gegenstand für die bis dahin noch nicht entschiedene Normenkontrollklage - die BIW muß zwar die Klage deshalb zurückziehen, hat sie aber praktisch gewonnen. Die BIW beschließt trotz des Senats-Rückzuges weiterzuarbeiten. Eröffnungsaktion der "Grüntangente" am "Crellemarkt" mit dem Bau eines Eingangstores, Bänken, Tischen und dem Pflanzen von Blumen und Bäumen. Sie eröffnet in einer symbo-lischen Aktion die längst vorhandene "Grüntangente" - dem brachliegenden und längst haushoch sich selbst begrünten Bahngelände - durch Öffnen des Zaunes. Fertigstellung der Broschüren "Prinzipielle Verkehrsberuhigung" und „Grüntangente“. Die BIW fordert in einem 4-Stufen-Plan die Schließung der Entlastungsstraße. Gründung einer "Fußgänger-lnitiative", die eine "Fußgänger-Umleitungs-Aktion" veranstaltet, bei der Fußgänger auf die Fahrbahn umgeleitet werden, weil Autos auf dem Gehweg parken mit dem Motto: "Wenn Autos auf dem Fußweg steh´n, müssen Fußgänger auf die Straße geh´n". Bei einer 24-stündigen "Fußgängerzählung" in der Turmstraße in Moabit stellt sich heraus, daß sich doppelt so viele Menschen zu Fuß fortbewegen wie mit dem Auto, dafür aber nur ein Drittel der Fläche zur Verfügung haben. Bei einer Ampelaktion: "Jetzt laufen sie wieder" wird auf die extreme Kürze der Grünphase für Fußgänger hingewiesen und ein Dia-Vortrag: "Fußgänger, - gibt´s die noch?" weist auf die massiv eingeschränkten Rechte der Fußgänger durch motorisierte Verkehrsteilnehmer, Radfahrer auf Radwegen, die auf Gehwegen angelegt sind, hin und demonstriert Fehlplanungen durch die Verkehrs- und Tiefbauplaner sowie das Fehlverhalten der Polizei. Die BIW beteiligt sich aktiv in der Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung in der Crellestraße bei einer Straßeneinengungsaktion, Informationsständen, Gestaltungsvorschlägen, Flugblattaktionen, Unterschriftensammlungen, öffentlichen Diskussionen sowie beim alljährlichen "Crellefest". Die BIW engagiert sich für die Erhaltung und die Unter-Denkmalschutz-Stellung der Langen-scheidtbrücke über den Wannseebahn-Trog durch Flugblätter, Presseveröffentlichungen und öffentliche Diskussionen. Die BIW erhält die Umweltmedaille des Umweltbundesamtes und reicht sie an einen rollstuhlfahrenden Mitstreiter der Bl Sonnenallee weiter.

1982-85: Immer wieder werden (jetzt von der regierenden CDU) neue Varianten für die "Westtangente" in die Diskussion gebracht: die internationale Bauausstellung GmbH (IBA) schlägt den sogenannten "IBA-Boulevard" vor, Stadtentwicklungssenator Hassemer (CDU) will die West-tangente als Autobahn im Grünen, einen sog. "Parkway" realisiert wissen; eine "Mauerstraße" direkt entlang der Mauer durch den Tiergarten wird ins Gespräch gebracht. Es laufen öffent-liche Planungsverfahren und Diskussionen zur Gestaltung des "Zentralen Bereiches"; die BIW beteiligt sich intensiv daran.

1982: Konzeptentwicklung "Macht die Entlastungsstraße dicht!". Als persiflierende Illustration der BVG-Fahrpreiserhöhung reichen BlW'ler U-Bahn-Fahrgästen Getränke und Kekse, weil in Zukunft der U-Bahn-Kilometer teurer als der Flugkilometer ist. Die BIW initiiert weitere Anwoh-nerinitiativen zur Verkehrsberuhigung in Nord-Schöneberg und koordiniert das gemeinsame Auftreten und die Forderungen. In der Technischen Universität veranstaltet die BIW eine "In-ternationale Baumschau", eine Satire auf die vom Bausenat angesteuerte "Internationale Bau-ausstellung 1984" und diskutiert anschließend im Audimax mit Ivan Illich.

1983: Die BIW veranstaltet ein ganztägiges Diskussions-"Forum Westtangente" mit Verkehrs- und Stadtplanern. Aus der Idee der "Grüntangente" und dem Konzept "Macht die Entlastungsstraße dicht!" entsteht die Konzeption einer "Grünen Mitte" mit einer Vernetzung aller Grünflächen für die ganze Stadt. Die Langenscheidtbrücke wird unter Denkmalschutz gestellt. Die Crellestraße erhält endlich das Verkehrszeichen „Verkehrsberuhigter Bereich".

1984: Die ersten Entwürfe eines neuen Flächennutzungsplans (FNP) und eines Landschaftsprogrammes werden öffentlich diskutiert. Die BIW beteiligt sich rege daran. Nach und nach findet durch Einwirkung des Senats die Westtangente als Bundesfernstraße wieder Eingang. Zuerst verläuft die Trasse nur bis zum Landwehrkanal, in den späteren Entwürfen dann bis zur Heidestraße. Der Architekten- und Ingenieur-Verein (AIV) veranstaltet einen Schinkel-Wettbewerb in der Sparte Ingenieurbau zum Thema Nord-Süd-Straße. Die BIW beteiligt sich mit einem Beitrag, in dem sie keine Straße plant, sondern auf die fehlenden notwendigen Fuß- und Radwegeverbindungen zwischen Schöneberg, Tempelhof und Kreuzberg und die fehlenden Grüngebiete in diesen Bezirken hinweist. Die BIW engagiert sich mit der BI Grünes Dreieck für die Verkehrsberuhigung der Belziger Straße und veranstaltet mit Anwohnern Aktionen in der Belziger Straße: Frühstück auf der Fahrbahn, Informationsstände, Flugblattaktionen u.a.

1985: Drei Monate nach der Wiederwahl der CDU/FDP-Regierung wird von Verkehrssenator Wronski (CDU) wieder die "Westtangente" gefordert und in einer neuen Variante, der Form einer "Stimmgabel" (um das Sowjetische Ehrenmal herum) vorgestellt. Die BIW organisiert 17 Initiativen und Vereine zur Verkehrsberuhigung, Begrünung und Durchsetzung der Fahrradroute Kreuzberg - Schöneberg. Wegen des maroden Zustands setzt sich die BIW öffentlichkeitswirksam für den Erhalt der Langenscheidtbrücke ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer ein. Statt eines Neubaus für den Autoverkehr soll diese Brücke die Vorrangigkeit des nichtmotorisierten Verkehrs demonstrieren. Der Senat von Berlin bleibt bei seinem Abriß- und Neubauvorhaben. Die BIW beteiligt sich beim städtebaulichen Wettbewerb zum Platz der Republik vor dem Reichstag mit einem Entwurf, in dem sie keine Nord-Süd-Straße vorschlägt, sondern den Platz als "Platz der Völkerfreundschaft" und seine Umgebung grün erhält und die Nutzung für alle Bevölkerungsgruppen vorschlägt.

1986: Der Regierende Bürgermeister Diepgen besichtigt die Brachflächen entlang der Berliner Mauer in der Innenstadt auf einer "Schandfleckenbesichtigung" und bekommt von der BIW Flugblätter gegen die Nord-Süd-Straße überreicht Der F!ächen-nutzungs-plan-Entwurf enthält die komplette Trasse von Schöneberg bis in den Wedding. Die Autobahn-Ringschließung ist wieder vorgesehen, ihr Name: Nord-Süd-Straße. Die BIW organisiert eine Foto-Ausstellung mit Bildern von der "Grüntangente". Die BIW regt am Fachbereich Stadtplanung der Technischen Universität Berlin ein regelmäßig stattfindendes, öffentliches "Stadtforum" an, das dieser dann auch mit dem Thema: Flächennutzungsplan veranstaltet, bei dem sich die BIW aktiv beteiligt. Die BIW beteiligt sich aktiv bei der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsberuhigung des Straßenzuges Kreuzberg / Monumenten- / Langenscheidtstraße, verteilt Flugblätter und veranstaltet einen öffentlichen Informationsabend, eine Fahrraddemonstration und ein Straßenfest für die Fahrradroute Kreuzberg - Dahlem Die BIW initiiert die Klage vor dem Oberverwaltungsgericht gegen das Abholzen von Bäumen am Kemperplatz für die Magnetbahn. Am 25. Jahrestag der Inbetriebnahme der "Entlastungsstraße" demonstriert die BIW mit Liegestuhl und Sonnenschirm trotz eisiger Kälte: "25 Jahre Entlastungsstraße sind genug" und verteilt Lose einer Lotterie, in der jeder Berliner 7 m² der Fläche der Entlastungsstraße als Erholungsgrün gewinnen kann - dem Planungsmindestwert für jeden Berliner.

1986/87: Bei den beiden Bürgerbeteiligungsverfahren (vorgezogene und vorgeschriebene) zum FNP sammelt die BIW innerhalb von 4 Wochen 3.100 individuelle Einsprüche und 12.000 Unterschriften gegen die "Westtangente" im Flächennutzungsplan. Insgesamt erhält die Senatsverwaltung 300.000 Einsprüche und Unterschriften. Die BIW beteiligt sich aktiv an der AG "Rettet die BVG", das eine öffentliche Diskussion in der Urania, eine Demonstration mit Happening und Kundgebung veranstaltet und Aufkleber herstellt und verteilt. Die BIW besetzt symbolisch für eine halbe Stunde das Lenné-Dreieck, das noch auf Ost-Berliner Gebiet liegt. Mit Flugblättern, Diskussionen und Presseöffentlichkeit will die BIW den Verkehr in der Langenscheidt- und Monumentenstraße beruhigen, indem sie versucht, die Langenscheidtbrücke wegen ihrer nur noch geringen Tragkraft zu erhalten. Ein Ingenieursgutachten weist nach, daß die Stahlträger an den Knotenpunkten durchgerostet sind, nicht geschweißt werden können und die gesamte Konstruktion erneuert werden muß. Trotzdem wird die Brücke als Teil des Eisenbahnbrückenensembles rund um die Schöneberger "Insel" über die Yorckstraße, den Sachsendamm und den Prellerweg unter Denkmalschutz gestellt und in ähnlicher Form wieder aufgebaut. Bei der Autobahn-einweihung in Tegel demonstriert die BIW wegen der strengen Kontrollen mit auf die Stirn aufgeklebten "Stop dem Autobahnbau"-Aufklebern. Die BIW nimmt als "Autoschlange" (einer Demonstrantenschlange, die aneinandergeknüpfte Bettlaken mit aufgemalten Autos und satirische Demonstrationsschilder trägt) an der satirischen "Jubelparade" zur 750-Jahr-Feier Berlins auf dem Kurfürstendamm teil.

1988: Der Flächennutzungsplan wird mit der Trasse für die Westtangente vom Abgeordnetenhaus Berlin verabschiedet. Beteiligung an der 5-wöchigen Besetzung des Lenné-Dreiecks am Potsdamer Platz als Protest gegen den Schnellstraßenbau der "Westtangente". Räumung durch die West-Berliner Polizei am 1.Juli, da dieses Gelände ab 0 Uhr nachts zu West-Berlin gehört. Als Protestaktion gegen die geplante Westtangente durch die Torfstraße ruft die BIW zu einem Frühstück auf der Torfstraßenfahrbahn auf. Die BIW arbeitet an der Neuauflage einer ausführlichen "Grün-tangenten"-Broschüre, die vom Umfang her einem Buch nahekommt. Der SPD-Landesparteitag beschließt, keine weiteren Autobahnen in Berlin zu bauen; anschließend Wahlkampf mit diesem Thema.

6.März 1989: Nach dem überraschenden Wahlergebnis wird in die Koalitionsvereinbarungen zwischen SPD und AL der Verzicht auf weiteren Schnellstraßenbau (u.a. auch der ''Westtangente") festgeschrieben; diese Vereinbarungen werden eine Woche später unterschrieben und sind damit Regierungsprogramm des SPD/AL-Senats. Auf den Tag genau 15 Jahre nach ihrer Gründung fällt die BIW den Beschluß, trotzdem weiterzuarbeiten Jetzt muß die "Grüntangente" verwirklicht werden! Unter der Stadtentwicklungssenatorin Schreyer (AL) übernimmt die Bundesgartenschau ´95 (BUGA) weitgehend die Vorstellungen eines Nord-Süd-Grünzuges und arbeitet an deren Verwirklichung. Sofort nach Öffnung der Berliner Mauer schlägt die BIW vor, mit Straßenbahnlinien und "Grüntangenten" den Ost- mit dem Westteil der Stadt zu verbinden, Luftreinhalte- und "Gehwegnasen"-Bauprogramme (= Geh-wegver-breite-rungen an Kreuzungen für Fußgänger) als Sofortmaßnahmen durchzuführen. Sie nimmt Kontakt zu Ostberliner Umweltgruppen auf und initiiert mit dem AK Verkehr und Umwelt ein "Forum Verkehrsökologie", das sich einmal monatlich als Zusammenschluß der Verkehrsinitiativen von Berlin und Brandenburg trifft. Die BIW versucht mit Flugblättern und Diskussionsveranstaltungen die Verkehrsberuhigung der Monumenten- und Langenscheidtstraße durchzusetzen, und gründet dafür eine neue Anwohnerinitiative, mit der sie 350 Unterschriften sammelt und mehrfach Aktionen auf der Straße auch mit Kindern und an Häuserwänden (Transparente und Plakate in Fenstern) durchführt. Nachdem der ADAC sich gegen Tempo 100 auf der AVUS ausgesprochen hat, fordert die BIW die ADAC-Mitglieder auf, aus diesem Verein auszutreten. Dieser Aktion folgen öffentlich mindestens 5.000 Mitglieder.

1990: Die BIW arbeitet ein Konzept für die Verlängerung des Straßenbahnnetzes vom Ostteil in den Westteil aus. Gleichzeitig wird ein Eisenbahn-"Ring-Konzept 720" für Gesamt-Berlin erarbeitet, das die Fläche der "Grüntangente" nicht in Anspruch nimmt. Desgleichen werden Vorstellungen zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt mit einem Radroutennetz quer durch den Bezirk Mitte grenzüberschreitend zum Konzept "Verkehrsberuhigung Mitte" ausgearbeitet. Bei einem Besuch beim Verkehrssenator Wagner (SPD) wird von der BIW und Mitgliedern anderer Initiativen die Forderung vorgetragen, die Langenscheidtbrücke für den Autoverkehr zu sperren. Schließlich wird die Langenscheidtbrücke unter dem Protest von 200 Anwohnern unfeierlich ohne Musik dafür unter von der Initiative über Lautsprecher vorgespieltem Verkehrs- und Motorsägenlärm von Bausenator Nagel (SPD) dem Verkehr übergeben. Durch einen Sitzstreik auf der Fahrbahn kann der Autoverkehr erst 2 Stunden später über die Brücke rollen. Am Jahresende erfolgt durch Neuwahl des Abgeordnetenhauses ein erneuter Regierungswechsel, diesmal eine große Koalition (CDU/SPD).

1991: Die BIW stellt ihre Konzepte auf dem "Stadtforum" des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz vor. Sie veröffentlicht mit fünf weiteren Initiativen ein Straßenbahn-Konzept für Gesamt-Berlin in einer 72-seitigen Broschüre "Tra(u)mstadt Berlin" (Auflage 5.000). Auf Beschluß des Senats werden die Vorbereitungen zur BUGA mangels Finanzierbarkeit eingestellt; damit bleibt die "Grüntangente" in ihren größten Teilen unverwirklicht. Teile der Grüngebiete im ehemaligen Grenzgebiet werden jetzt von örtlichen Initiativen und Bezirksämtern bearbeitet und gestaltet. Der Verkehrssenator plant wieder Teile der "Westtangente", diesmal mit einem 2,5 km langen Tunnel unter dem Tiergarten. Zu dem Straßentunnel kommen ein 3,5 km langer Eisenbahntunnel samt Zentralbahnhof „Lehrter Bahnhof“ sowie U- und S-Bahn-Tunnel zu dessen Anbindung. Mit diesen 4 Tunneln mit Kosten in Höhe von 4,5 Mrd. DM ist Deutschlands größtes Verkehrsprojekt in der Mitte Berlins in Planung. Die BIW macht beim Bündnis Innenstadtring aktiv mit, einem Zusammenschluß von 47 Bürgerinitiativen und Vereinen gegen den von der Verkehrsverwaltung geplanten Innenstadtring, zu dem das "Westtangenten"-Teilstück unter dem Tiergarten gehört. Die BIW beteiligt sich an der bundesweiten Verkehrsblockadeaktion "Überall ist Stresemannstraße", vier Wochen nach dem Verkehrstod eines Kindes in der Hamburger Stresemannstraße.

1992: Die BIW engagiert sich im Zuge der unterirdischen Nord-Süd-Straße auch an dem vorgezogenen Bürgerbeteiligungsverfahren für die Bebauung des Potsdamer Platzes und versucht, die Tiergartentunnel für Autos und Bahn zu verhindern, damit die Bäume im Tiergarten nicht geschädigt werden, die Erholung im Tiergarten weiter möglich ist und für Kreuzberg und Schöneberg endlich bedeutende Grünflachen für die mit Grün völlig unzureichend versorgten Bezirke der Öffentlichkeit erhalten bzw. zugängig gemacht werden. Des weiteren engagiert sie sich für ökologische Bauweisen, insbesondere bei diesem ersten Neubau-Großprojekt. Die BIW organisiert mit dem Innenstadtring-Bündnis eine Menschenkette auf dem Innenstadtring mit großem Erfolg: ca.10.000 Teilnehmer nehmen daran teil, die Menschenkette von 18 km Länge kann fast geschlossen werden. Bei der alljährlichen Sternfahrt der "Grünen Radler" kann der Erfolg fast wiederholt werden, bei dem die BIW eines von 5 Straßenfesten organisiert. Die BIW bereitet eine Klage gegen einen unzulänglichen Planfeststellungsbeschluß das Stadtrings-Süd mit diversen Brückenbauten vor, deren Bauten mit Hilfe des zweifelhaften Beschleunigungs-gesetzes verwirklicht werden sollen. Der Sachsendamm-Umbau und die geplante Autobahn-Lückenschließung am Sachsendamm werden als Klage gegen die Baupläne mit aufschiebender Wirkung vom Gericht wegen Aussichtslosigkeit nicht angenommen. Hintergrund ist das Beschleunigungsgesetz, das hier erstmals angewendet wurde. Die BIW beteiligt sich an Einspruchs- und Unterschriftensammlungen in der vorgezogenen Bürgerbeteiligung zum neuen FNP-Entwurf. Die BIW beteiligt sich aktiv an der Organisation und Durchführung des "Straßenbahntages" mit Demonstration und Straßenfest, um auf den 25. Jahrestag der Stillegung der Straßenbahn in Westberlin hinzuweisen.

1993

Mit anderen Initiativen und Verbänden veranstaltet die BIW Aktionswochen unter dem Motto: "Tunnel töten Tiergarten". Die BIW veröffentlicht ein Gutachten, welches das flächenhafte Absterben der Tiergarten-Vegetation beim Bau der Eisenbahntunnel in Aussicht stellt. Auf Initiative der BIW wird die "ANTI-TUNNEL GmbH" (= Gesellschaft mit besonderer Hoffnung) gegründet, ein Zusammenschluß aus über 50 Initiativen, Verbänden und Parteien, die koordiniert die Tunnelplanungen zu Fall bringen wollen. Im frühzeitigen, vorgeschriebenen Auslegungsverfahren zur Flächennutzungsplanänderung sammelt die BIW wieder zahlreiche Einsprüche und Unterschriften. Die Bürger beteiligen sich mit 86.000 Einwendungen, davon kritisieren allein 29% Straßenbauvorhaben. Auch die Bürgerbeteiligung zum Koordinierter Bebauungsplan Potsdamer-/ Leipziger Platz erbringt 1.300 Einwendungen gegen den Straßentunnel. Die BIW veranstaltet zusammen mit der Volkshochschule Tiergarten einen Kurs "Tiergarten 2000?". Die S 21 Planung als Teil der Tiergartentunnelplanung der Senatsverwaltung wird aufgegeben.

1994

Die Bürgerinitiative Westtangente wird am 6.März 20 Jahre alt. Anläßlich ihres offiziellen 20. Jahrestags der Vereinsgründung organisiert die BIW im Ökodorf in der Kurfürstenstr. 14 eine 4-wöchige Ausstellung. Während der Ausstellung finden einige Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen der Bürgerinitiative und ein großes Fest mit ca. 300 Mitgliedern, Freunden, Unterstützern und Sympathisanten statt.

Der Verkehrssenator Haase (CDU) legt bei einer Preisgerichtssitzung zum neuen Südbahnhof an der Papestraße einen neuen Teilplan der südlichen "Westtangente" vor. Die ANTI-TUNNEL GmbH richtet eine Koordinierungsstelle ein und eröffnet ein Büro im Haus der Demokratie. Jetzt beginnen die intensiven Vorbereitungen auf das Planfeststellungsverfahren. In der Anhörung zum Grundwasserentnahme-Verfahren verwickeln 50 Personen (davon ein redegewandtes Team der BIW) 18 offizielle Gesprächspartner der Behörden über 8 Stunden ohne Unterbrechung und ohne Essen in ein unschlagbares Hearing incl. gegenseitiger Nachhilfe; Erfolg: Einrichtung eines ‘Grundwassermonitorings' im Tiergarten mit über 150 Brunnen incl. eines Katastrophenplans.

Am FNP '94-Verfahren beteiligen sich 180.000 Einwender mit zahlreichen Einzeleinsprüchen und Unterschriftenlisten, Die knapp 19.000 Einspruchs-Einzelbriefe und Unterschriftenlisten allein gegen die Westtangente werden in einer pressewirksamen Aktion einem Vertreter der Senatsverwaltung überreicht.

Die Gutachter der Umweltverträglichkeitsuntersuchung zur Bebauung am Potsdamer Platz kommen zu dem Ergebnis, dass jegliche Bebauung zwischen großem Tiergarten und Gleisdreieck den Luftaustausch behindert und sich die beiden Wärmeinseln der Bebauung um die Potsdamer Straße und der südliche Friedrichstadt verbinden. Damit bekommt die BIW professionelle Unterstützung ihrer „Grüntangenten“-Idee und Klimaschneisen-Argumentation.

1995

Beim Planfeststellungsverfahren zu den Tiergartentunneln müssen 44 Aktenordner und 11 Ordner mit Änderungen bewältigt werden. Die Pläne umfassen 9,5 km Eisenbahnanlagen incl. Lehrter Zentralbahnhof, Bhf. Potsdamer Platz bis zum Bahnhof Papestraße, den Tunnelanlagen für die Eisenbahn und den 2 Autotunneln für die B 96 (tiefergelegte „Entlastungsstraße“), die neue S-21-Bahnplanung wie auch die U 5-Planung mit der Linienbestimmung, konkreten Bauplänen, der Entwässerungs- und Elektrifizierungsplanung wie auch dem landschaftspflegerischen Begleitplan.

Da die Einspruchsfrist wie bei allen Planverfahren max. 6 Wochen beträgt, organisiert die BIW ein Team von 30 Experten, die themenspezifisch die Akten sichten, lesen und kritische Stellungnahmen dazu verfassen. Die schließlich zusammengestellte 112-seitige Stellungnahme wird öffentlichkeitswirksam an die Senatsverwaltung übergeben.

Die Bürgerbeteiligung besteht darin, in einer Güterhalle auf dem Anhalter Güterbahnhof ein 312-seitiges Buch mit dem Text der Bebauungsplanbegründung für 20 DM erwerben, unzählige ausgehängte großformatige Pläne studieren und Plankopien käuflich erwerben zu können (pro DIN A 4-Seite 1 DM!). Viele Bürger und auch Fachpublikum sehen sich die umfangreichen Unterlagen an und lassen sich Einzelheiten von die Ausstellung betreuenden Senatsmitarbeitern erklären. Nach 18 Tagen (125 Stunden) endete die längste Bürgeranhörung im Planfeststellungsverfahren zu den Tiergartentunneln („Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich“!).

Die BIW organisierte eine Spendenkampagne zur Finanzierung der Klage und belieferte die Medien und zahlreiche Stadtteilzeitungen mit Artikeln zu der Tiergartentunnelplanung.

13. Okt. 1995 : offizieller „Spatenstich“ für die Tiergarten-Tunnel mit Bundeskanzler Kohl, Verkehrsminister Wissmann, Bahnchef Dürr und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Diepgen. Die Anti-Tunnel-GmbH organisiert eine Demonstration mit über 2.500 Teilnehmern. 300 Menschen erklären sich zu Baumpaten der für den Tiergartentunnel zu fällenden Bäume. Es finden weitere Aktionen und kleine Demonstrationen statt.

Mitte November wird die Klage der BIW (über die BLN) und dem inzwischen auf 65 Organisationen (Initiativen und Verbände) angewachsenen Bündnis gegen die Tiergarten-Tunnel vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin eingereicht. Der gleichzeitig eingereichte Antrag auf Baustop wird wegen des Verkehrswegebeschleunigungsgesetzes abgelehnt. Sonntäglich finden wieder Trassenwanderungen und Infostände statt.

Die BIW beteiligt sich an der Gründung des „Stadtforum von Unten“. Dieses Stadtforum versteht sich als Ergänzungsveranstaltung des seit 1991 vom Stadtentwicklungssenator gegründeten „Stadtforums“, weil darin nur Fachleute und keine Anwohner zu Wort kommen. Das 2. Stadtforum von Unten beschäftigt sich mit der zentralen Lage und den städtebaulichen Auswirkungen des neu geplanten Lehrter Zentralbahnhofs.

1996

Die BIW erarbeitet eine Erreichbarkeitsstudie der Berliner Fernbahnhöfe (1996) und stellt diese pressewirksam vor. Darin ergibt sich der Bhf. Friedrichstraße als der am besten erreichbare Berliner Bahnhof; der Lehrter Bahnhof und der Bhf. Papestraße liegen nur in der unteren Hälfte der Rangliste, d.h. die beiden letztgenannten Bahnhöfe erschließen nur halb so gut die Berliner Fläche. Besonders der Ostteil Berlins wird deutlich benachteiligt. Hierfür wäre dringend ein Bhf. Landsberger Allee notwendig (und möglich!).

Die Klage von 4 Tiergartentunnelgegnern (incl. dem für die BIW klagenden Berliner Landesverband Naturschutz BLN) wird aus formalen Gründen abgewiesen, weil es nach dem Bundes-Naturschutzgesetz (noch) kein Klagerecht für Naturschutzverbände gibt. Die Anwohner können nicht auf Aufhebung der Planfeststellung klagen, sondern nur auf Planergänzung d.h. Schutzmaßnahmen wie beispielsweise Lärmschutzwände. Bezüglich des übrig gebliebenen Klägers konnte sich das Bundesverwaltungsgericht hinsichtlich der Betroffenheit durch tunnelbedingte Abgase noch kein klares Bild formen und ließ das Verfahren für diesen Kläger weiterlaufen.

Die BIW beteiligt sich an der Gründung des „Runden Tischs für Nachhaltige Ent­wicklung in Berlin und Brandenburg“, der landesweiten „Lokalen Agenda“ nach dem Aufruf der auf der Klimatagung 1992 in Rio versammelten Staaten.

Die BIW arbeitet wieder eng mit der wiedergegründeten (auferstandenen) BI B 101 gegen das Lankwitzer Straßenbauvorhaben zusammen.

Da die Deutsche Bahn den Fernbahnhof Papestraße ohne Bürgerbeteiligung plant, initiiert die BIW zusammen mit der IGEB und dem Verein Natur-Park Südgelände einen Runden Tisch zur Gestaltung des Bahnhofs Papestraße, an dem die Bahn, die Magnetschwebebahngesellschaft, die BVVen von Schöneberg und Tempelhof mit ihren zuständigen Verwaltungen und Politikern sowie Initiativen, Anwohner und Gewerbetreibende teilnehmen.

Die BIW engagiert sich im Aktionsbündnis gegen den Transrapid.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung stellt eine Studie zur weiteren Bebauung und Verkehrsberuhigung (insbes. des Rückbaus der extrem breiten Innenstadtstraßen) vor: das Planwerk Innenstadt.

1997

Der am Potsdamer Platz ansässige DEBIS-Manager Gentzsch fordert mal wieder die Westtangente als Autobahnverbindung zum Schöneberger und Weddinger Autobahnkreuz. ADAC, CDU, FDP und IHK unterstützen dieser Forderung. Der Plan ist seit Mitte der 80er Jahre immer noch derselbe und wird wegen der Koalitionsvereinbarung von 1991 nicht weiter verfolgt.

Nach einer Havarie durch einen Wassereinbruch auf der Tunnelbaustelle am Landwehrkanal steht die Baustelle anschließend 2 Jahre still. Der südliche Tunnelstutzen wird geflutet, um größere Schäden zu vermeiden (später wurde er wieder leergepumpt). Gleichzeitig werden die Bahntunnel im Schildvortrieb von Norden her weitergebaut. Die beiden B 96-Tunnelröhren werden in offener Bauweise durch den denkmalgeschützten Großen Tiergarten gebaut.

Nach dem überraschenden Tod des letzten Klägers wird die Tunnelklage eingestellt.

Die BIW erhebt im Rahmen des Planwerks Innenstadt Einspruch gegen die vorgesehene Bebauung auf dem Gelände der ehem. Güterbahnhöfe am Gleisdreieck.

Die BIW nimmt am Bürgerworkshop Gleisdreieck teil, der von drei Stadtteilvereinen (Stadtteilausschuß Kreuzberg, Stadtteilverein Tiergarten-Süd und Stadtzentrum e.V.) unter Beteiligung von 3 Bezirksämter (Schöneberg, Tiergarten und Kreuzberg), deren BVVen, der AG Gleisdreieck und zahlreichen Anwohnern zu den im Planwerk Innenstadtentwurf vorgesehenen Bebauungen auf dem Gleisdreieckgelände durchgeführt wird und fordert gravierende Änderungen.

Die BIW arbeitet aktiv im neu eingerichteten Fahrgastbeirat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) mit, um einfache, niedrige und gerechte Tarife, den Vorrang für den ÖPNV und die Schiene auch in Brandenburg durchzusetzen.

Die BIW bringt in Zusammenarbeit mit der „BI Neue Wege in Tempelhof“ heftige Kritik an der Bahnhofsplanung und eigene Vorstellungen in den „Runden Tisch Fernbahnhof Papestraße“ ein, die allesamt von den Bahnvertretern kommentarlos abgewiesen werden.

Auf Initiative der BIW wird eine parlamentarische Anfrage, die die Beleuchtung der 63,5 km Stadtautobahn in Frage stellt, beantwortet und in der Folge schließlich die AVUS-Beleuchtung abgeschaltet sowie die Beleuchtung der restlichen Berliner Autobahnen halbiert und die Beleuchtungen vom Roten Rathaus, dem Stadthaus, Funkturm und Fernsehturm nachts ganz ausgeschaltet.

Die BIW nimmt die seit Jahren längst in ihr konkretes Handeln aufgenommene Zuständigkeit für die Verbesserung der Lebensbedingungen in ganz Berlin in ihre Vereinssatzung auf.

1998

Das 1-millionste Mitglied tritt dem ADAC Berlin-Brandenburg bei.

Der Runde Tisch zum Bahnhof Papestraße endet erfolglos nach der 6. Sitzung.

Die BIW beteiligt sich an dem vom BUND durchgeführten Volksbegehren gegen den Transrapid (Magnetschwebebahn) durch und sammelt dafür in Brandenburg 70.000 Unterschriften (gesetzlich waren 80.000 gefordert), anschließend in Berlin 135.000 (gefordert waren 90.000). Die abschließend daraus folgende Abgeordnetenhausausschuß-Sondersitzung erbringt das selbe Ergebnis wie vor dem Volksbegehren: die Abgeordnetenhausparteien stimmen in der Mehrzahl (die Regierungsmehrheit von CDU + SPD) für den Transrapid (Grüne und PDS lehnen ihn ab).

Ein DEBIS-Manager fordert wieder mal die Westtangente und baut die Großgarage für 1.500 Pkw südlich des Landwehrkanals. Eine Klage der BLN, initiiert und unterstützt von der IG Gleisdreieck, kann dies nicht verhindern und wird abgewiesen.

Im Änderungsverfahren zur Planfeststellung des Bahnhofs Papestraße werden Nur 158 betroffene Anwohner einbezogen – exakt diejenigen, die innerhalb einer Lärmkarte von dem Grenzwert 59 dB(A) betroffen sind (und ein Klagerecht wahrnehmen könnten). Obwohl die BIW nicht einbezogen ist, beteiligt sie sich dennoch mit einem ausführlichen Einspruch und reicht ihre Änderungsforderungen ein.

Die FNP-Änderung zum Gleisdreieck mit mehr Bebauung wird gültig (wie das Planwerk Innenstadt vorgeschlagen hat).

Der Natur-Park Südgelände als 1. Teil der lange geforderten Grüntangente wird eröffnet.

Der VBB-Fahrgastbeirat tritt wegen unüberbrückbarer Differenzen zurück und wird aufgelöst.

Die AnwohnerInnen-Initiative Flaschenhals protestiert gegen Baumfällungen im sog. Flaschenhalsgelände südlich der Yorckstraße und für den Erhalt der 50jährigen Vegetation. Sie sammelt Unterschriften und führt Protest- und Infoveranstaltungen gegen die Westtangentenpläne durch. Diese Bahnfläche war in den 80er Jahren für die östlich um die Schöneberger „Insel“ umgeleitete Westtangente besetzt. Die BIW benötigt diese Fläche jedoch für die Verwirklichung der durchgängigen „Grüntangente“.

Die BIW organisiert Filmabende zum 20jährigen Gedenken an das „1. Alternative Umweltfestival“, das die BIW damals durch ihren 6wöchigen Infostand mitbelebte wie auch zum 10jährigen Gedenken an die Besetzung des Lenné-Dreiecks am Potsdamer Platz (von den Besetzern in Erinnerung an einen verstorbenen Hausbesetzer „Kubat-Dreieck“ genannt), die BIW-Mitglieder bereits ein halbes Jahr vorher durch eine halbstündige symbolische Besetzung einleiteten, die dann andere mit großem Erfolg trotz massiver Polizeipräsenz fortsetzten. Sehr zum Leidwesen des Berliner Senats durfte die Westberliner Polizei das Gelände vor dem 1.Juli nicht räumen, da es (5 Wochen schon ohne umgrenzenden Zaun) noch zu Ostberlin gehörte.

1999

Die BIW engagiert sich in der AG Straßenbahn für eine Ausweitung des Straßenbahnnetzes auf den gesamten Westteil Berlins und die Herausgabe eines Buches „Straßenbahn für ganz Berlin“.

Die BIW feiert ihren 25. Geburtstag mit einem Fest auf dem Südgelände mit ca. 80 Personen, einer Ausstellung und Tanz mit live-Musik einer großen Damenkapelle.

Stellvertretend für die BIW wird ein Gründungsmitglied für seine 25jährige Arbeit für den Naturschutz von der landeseigenen Stiftung Naturschutz mit dem Dr. Victor Wendland-Ehrenring ausgezeichnet – einer Art grünes Landesverdienstkreuz. Das Preisgeld wird mit der Geschäftsstelle des bundesweiten Zusammenschlusses der Verkehrsbürgerinitiativen „Umkehr e.V.“ (einem Ableger der BIW) geteilt.

Bei der Anhörung zur Planfeststellung der A 113 (Teltowkanal-Autobahn) engagiert sich die BIW mit einem ausführlichen Einspruch und mit Redebeiträgen bei der Anhörung.

Die BIW ruft die Anwohnerinitiativen rund um das Gleisdreieck, den BUND, die Grünen Radler und die BI B 101 zur ‘Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck' zusammen und engagiert sich seitdem in zahlreichen Planungsgesprächen mit den Planungsbüros, Bahnvertretern der EisenbahnImmobilienManagement-Gesellschaft (EIM), Bezirksamt- und Vertretern der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Nach 25 Jahren wird das BIW-Büro in der Cheruskerstraße wegen der Sanierung des Hauses (und der Verdreifachung der Miete) aufgegeben.

Die BIW berät die BI Habersaathstraße (zur Komplettierung des Innenstadtrings zwischen der Tiergarten-Tunnel Döberitzer Straße und der Bernauer Straße) und führt mit ihr zusammen eine öffentliche Protest-Veranstaltung mit den 4 verkehrspolitischen Sprechern der Abgeordnetenhausparteien und der Senatsverwaltung durch. Bald darauf nimmt die Senatsverwaltung von diesem Vorhaben Abstand.

Im Wahlkampf organisiert das Stadtforum von Unten eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Vertretern aller Parteien zur Westtangente. Der CDU-Vertreter fordert immer noch die Westtangente.

Nach der Abgeordnetenhauswahl wird eine Regierung aus SPD und PDS gebildet. Nach 8 Jahren Blockade der Stadtentwicklung durch das Ressort Verkehr wird dieses in die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung integriert. Der seit Jahren ausstehende Stadtentwicklungsplan Verkehr wird nun durch eine Verwaltungsrunde, einen wissenschaftlichen Beirat und einen Runden Tisch bearbeitet, an dem ein Vertreter der verkehrsökologischen Initiativen und –Verbände (VIV) sowie ein Agendavertreter je einen Sitz bekommen. Die BIW engagiert sich im VIV, wo regelmäßig die Ergebnisse und Aufträge des Vertreters beraten werden.

2000

Die AG Straßenbahn mit der BIW als Mitglied veröffentlicht das Buch „Straßenbahn für ganz Berlin“ von Holger Orb und Tilo Schütz. Trotz einer Auflage von 3.000 Exemplaren und einem nicht ganz geringen Preis von 29,90 DM findet es einen reißenden Absatz. Fast die gesamte Auflage wird innerhalb von drei Jahren verkauft.

Die Olympiade findet in Sidney statt. Die dafür geplante Fertigstellung von diversen Sportbauten und dem Tiergartentunnel mit dem Zentralbahnhof sind außer zwei Sporthallen nicht fertig gestellt. Der Tiergarten-Tunnel und diverse Bahnhöfe sind nur z.T. angefangen, Teile des Pilzkonzepts aus Geldmangel gestrichen, Fertigstellungstermine werden nicht mehr genannt, da sie nach der Tunnelhavarie am Landwehrkanal ja doch nicht mehr glaubwürdig wären.

Der auf Initiative der BIW von Peter Haumann gedrehte Film mit Interviews der Initiatoren des 1. Alternativen Umweltfestivals von 1978 wird fertig gestellt und auf dem ID 22-Sommer-Festival in der UfaFabrik und als Eröffnungsfilm auf der Ökomedia (Umweltfilmfestival) in Freiburg i. Br. öffentlich aufgeführt.

Aus dem „Runden Tisch für nachhaltige Entwicklung für Berlin und Brandenburg“ geht das Agendaforum Berlin-Brandenburg hervor. Seitdem bringt die BIW in 3 Fachforen ihre Intensionen ein: Mobilität/Verkehr, Soziale Stadtentwicklung und Partizipation.

2001

Die AG Gleisdreieck ruft 3 öffentliche „Runde Tische zur zukünftigen Parknutzung des Gleisdreieckgeländes“ zusammen und wehrt sich gegen die von der Nachfolgegesellschaft VIVICO REAL ESTATE GmbH (früher die EIM) als Grundstücksverwerter der Bahn geforderte Bebauung. Vom Eigentümer (der Vivico) wird eine Parkgröße von 20 ha angestrebt und 20 ha Bebauung. Die AG möchte nur eine marginale Bebauung und setzt sich für möglichst mehr als 35 ha Parkfläche ein.

Die BIW vergibt im Auftrag der AG Gleisdreieck einen Gutachtenauftrag an den renommierten Professor für Baurecht an der TU Berlin Schäfer, um die Handlungsfähigkeit der Kommune bei der Entlassung von Bahnflächen aus dem Bahn-Sonderrecht zu vergrößern.

2002

Auf dem Gleisdreieckgelände möchte ein westdeutscher Investor ein weltgrößtes Riesenrad mit 150 m Durchmesser bauen. Die BIW engagiert sich in der AG Gleisdreieck und sammelt Protestunterschriften dagegen.

Die AG Gleisdreieck organisiert eine Ausstellung zum Gleisdreieck mit 16 Tafeln und einem Modell des Geländes im Maßstab 1 : 1.000 und zeigt diese an 6 verschiedenen Orten rund um das Gleisdreieckgelände. Vorrangige Besucher sind die Anwohner.

Nach Beendigung der Restaurationsarbeiten schließt Senator Strieder das Brandenburger Tor für den Autoverkehr, der Pariser Platz wird zum Fußgängerplatz.

Wegen der Tunnelbauarbeiten muß im Bereich des zukünftigen Fernbahnhofs Lehrter Bahnhof die Spree für einige Monate verlegt werden.

2003

Die BIW engagiert sich intensiv in Vorgesprächen eines Investors für die Herstellung und Pflege des Gleisdreieckparks.

Nach 16.000 Unterschriften gegen die B 101 und 2 Gutachten wird diese Planung durch ein Änderungsverfahren aus dem FNP herausgenommen, da zukünftig im Bereich Lankwitz keine nennenswerten Verkehrsströme errechnet wurden.

Der STEP-Verkehr wird endlich nach 10 Jahren fertig gestellt, vom Abgeordnetenhaus akzeptiert und veröffentlicht.

Der Streit um den Namen des zukünftigen neuen Zentralbahnhofs wird von der Bahn eigenmächtig entschieden: Hauptbahnhof – Lehrter Bahnhof.

Der ADAC Berlin-Brandenburg hat 1,4 Mio. Mitglieder.

Trotz zahlreicher Einsprüche (u.a. ein ausführlicher der BIW) und zahlreicher Gespräche eröffnet IKEA seine europaweit größte Filiale am Sachsendamm, dicht neben dem Bahnhof Papestraße, ohne den rückwärtigen Schienen­anschluß zu nutzen und berlinweit ein neues Verteilungslogiksystem zu installieren, was die BIW vorgeschlagen hatte, um die riesigen Pkw-Parkplätze weitgehend überflüssig zu machen. Zu Fuß ist das Möbelkaufhaus nur über einen 1 km langen Umweg zu erreiche, da sich IKEA weigerte, dafür eine Unterquerung der Bahngleise zu finanzieren, die den Weg auf 600 m verkürzt hätte.

Die Bahnhofshallenenden (zusammen ca. 160 m) des Lehrter Zentralbahnhofs werden wegen Zeitverzug nicht gebaut, obwohl sie hergestellt sind. Die Rahmen und einzeln angefertigten Glasscheiben, die wegen ihrer Einmaligkeit sonst nirgendwo eingebaut werden können, werden eingelagert. Der Bau des Fernbahnhofs Pape­straße wird begonnen.

Das Agendaforum beendet seinen 53-seitigen Forderungskatalog, der in 3-jähriger Zusammenarbeit von engagierten Bürgern, Mitgliedern der Senatsverwaltungen und anfangs auch der Wirtschaft entstanden war, und übergibt diesen dem Senat, der diesen dem Abgeordnetenhaus zuleitet, damit er von dort den Segen zur Verwirklichung bekommt.

2004

Der Stadtentwicklungssenator Strieder (seit 1990 als Kreuzberger Bürgermeister Mitglied der BIW) zeigt sich hocherfreut über das Angebot eines Investors, den Gleisdreieckspark zu finanzieren, zu bauen und über 10 Jahre zu pflegen.

Dem BND wird von Senator Strieder überraschend das Gelände des ehem. Stadions der Weltjugend an der Chausseestraße für die Errichtung seiner neuen Zentrale angeboten. Eine Initiative hatte sich seit 5 Jahren dafür engagiert, auf diesem Gelände ein autofreies Wohngebiet zu bauen.

Der Stadtentwicklungssenator Strieder tritt wegen seiner umstrittenen Förderung des Veranstaltungsbaus „Tempodrom“ zurück.

Die BIW erfährt von der angeblich das Riesenrad finanzierenden niederländischen Bank, dass diese keine Vorbereitungen für eine Finanzierung trifft und macht dies öffentlich. Es folgen die kurzfristigen Kündigungen des PR-Chefs und des Geschäftsführers, weil ein Journalist der Berliner Zeitung in Erfahrung gebracht hat, dass letzterer vor 5 Jahren in Hamburg als zuständiger Mitarbeiter des Wirtschaftssenats wegen Unterschlagung von 270.000 DM verurteilt wurde.

Der Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg soll auf nochmalige Initiative der BIW (nach der von 1980 und 1986) so umgestaltet werden, dass die Mittelinsel an den östlichen Geh­weg durch Aufpflasterung der Fahrbahn zu einem größeren Fußgängerplatz umgebaut wird; voraussichtlicher Baubeginn: Frühjahr 2005.

Das Agendaforum gründet den Verein Berlin 21 e.V., um sich von der Senatsverwaltung unabhängig zu machen und eine Stiftung zur Einwerbung von Finanzmitteln zu gründen. Durch die von der rot-grünen Bundesregierung ausgerufene und in weiten Teilen erfolglose „Agenda 2010“ sollte die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Arbeit des Agendaforums nicht diskreditiert werden.

2005

Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg veranstaltet eine öffentliche Informationsveranstaltung zum S-Bhf. Kolonnenstraße. Die Bahn weckt die Hoffnung, dass dessen Bau nach 20 Jahren Wartezeit im Frühjahr 2006 endlich begonnen und im Frühjahr 2007 eröffnet werden kann.

Durch die großzügige Spende eines britischen Sponsors an das Deutsche Technik-Museum unter der Bedingung, dass das Riesenrad dort nicht gebaut wird, kann das Gelände für die Erweiterung des Deutschen Technikmuserums Berlin (DTM), speziell: die Ladestraße mit den beiden Güterhallen, angekauft werden. Der Rahmenvertrag für die Veräußerung der Potsdamer- und Anhalter-Güterbahnhofsflächen wird nach 5-jährigen Verhandlungen trotz zahlreicher Proteste der AG Gleisdreieck im Vorfeld unterzeichnet. Damit ist der Weg frei für den landschaftsplanerischen Wettbewerb zum zukünftigen Gleisdreieckpark. Nach erweiterer Bürgerbeteiligung (Fokusumfrage, Haushaltsbefragung, Spaziergängen mit anschließenden Workshops sowie einer Online-Bürgerbeteiligung schreibt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zum Jahresende den landschaftsplanerischen Wettbewerb für den Gleisdreieckpark aus. Der Investor für den Park ist nicht mehr am Tisch vertreten. Der Riesenradinvestor interessiert sich für den Standort nördlich des Bahnhofs Zoo, was vom Bezirksamt und den Kurfürstendamm-Gewerbetreibenden gutgeheißen wird.

Die Bürogebäude über den Lehrter Zentralbahnhofs, die sog. „Bügelbauten“, werden gebaut, auch wenn Investoren noch nicht in Sicht sind. Zweimal werden an Wochenenden die Stadtbahnverkehre gesperrt, um die Bauteile für die Gebäudebrücken über die Gleise abzukippen. Die Abkoppelung des Fernbahnhofs Zoologischer Garten, um den Zentralbahnhof Lehrter Bahnhof leichter vermietbar zu machen. sorgt in der Öffentlichkeit für einen riesigen Aufschrei der Öffentlichkeit und zahlreiche Informations- und Protestveranstaltungen.

Wegen der verspäteten Lieferung der Tunnelsteuerungselektronik für den Autotunnel unter dem Tiergarten im Zuge der B 96 wird die feierliche Verkehrsübergabe und Eröffnung mehrmals, schließlich ins nächste Jahr verschoben.

2006

Nach 10 Jahren Bauzeit wird der Autotunnel der B 96 unter dem Tiergarten mit einem „Volksfest“ und einigen Protestaktionen eröffnet, die obere Behelfsstraße wird anschließend zurückgebaut.

Zur Eröffnung der Fußballweltmeisterschaft werden die Bahnhöfe und die Nord-Süd-Eisenbahntunnelstrecke unter dem Tiergarten eröffnet, die bereits zu den damals für 2000 angepeilten Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin fertiggestellt sein sollten.

Mitte des Jahres kürt das Preisgericht im landschaftsplanerischen Wettbewerb den Siegerentwurf. Im Preisgericht sitzen zwei BIW-Mitglieder: ein noch aktives und Staatssekretär Stimmann. Sein Kommentar: „Dass wir das noch erleben dürfen!“).